Zum Hauptinhalt springen

Heidelbeeren

Heidelbeeren (Baccae Myrtillorum). Die getrockneten Heidelbeeren, in Milch oder Wasser gekocht, gebraucht man viel zur Stopfung von Durchfällen, eben so eine Suppe von Hammelfleisch. Woyt (a. a. O. S. 617) lobt vorzugsweise die getrockneten Heidelbeeren als ein gutes Mittel gegen Bauchfluss und rote Ruhr. Unschädliche Mittel sind auch Suppen von Arrowmehl, Gummi arabicum, Amylum, und die Mandelmilch.

Osiander (1. c. p. 86) fand gegen ruhrartige Diarrhöe bei Kindern sehr wirksam Reis oder Salep, mit Milch oder Fleischbrühe gekocht und mit Muskatnuss bestreut. Feine Kartoffeln mit Bouillon gekocht und zu Brei gerieben, bekommen Ruhrkranken sehr gut. Am Kap der guten Hoffnung wird gegen die Ruhr die rote, adstringierende gepulverte Wurzel von Geranium triste eingenommen, in Nordamerika das Dekokt von Ulmus fulva. Zu den älteren Volksmitteln in der Ruhr gehört: frisches, aus Speck gebratenes Fett, zu ein bis zwei Esslöffel voll (Osiander). Ich kann das Mittel gegen die habituellen Durchfälle und Verdauungsbeschwerden abgemagerter, an Darrsucht, Skrofeln und Rachitis leidender Kinder empfehlen. Sie müssen jeden Morgen gebratenen Speck zu ein bis drei Lot mit altem Weißbrot verzehren und diese Kur acht Wochen lang fortsetzen. Darneben kann auch der ganze Körper mit geräuchertem, aber nicht ausgebratenem Speck eingerieben werden, ein Mittel, was auch bei allen Abzehrungen und bei Lungenschwindsucht sehr nützlich ist.

Zur Zeit der Cholera litten viele Menschen an Durchfällen, die häufig die Vorboten der Krankheit waren. Hier leisteten guter Portwein, guter Rotwein, heiß und mit Gewürz getrunken, ja schon heißer Grog und Abwartung des Schweißes im Bette, gute Dienste.

Da es verschiedene Arten von Durchfällen gibt, deren Ursachen verschieden sind und deren Behandlung nicht ein und dieselbe sein kann, so mögen hier für Laien folgende Bemerkungen noch Platz finden.

1) Der kotige Durchfall (Diarrhoea stercoralis) als Folge von Unmäßigkeit im Essen und Trinken, von übermäßigem Genuss schwer- oder unverdaulicher Speisen, wo der Leib aufgetrieben, gespannt, die Zunge belegt und der Abgang breiartig, mit unverdauten Speiseresten vermischt, auch Ekel und Appetitlosigkeit zugegen ist, — dieser Durchfall ist etwas Wohltätiges, und es darf in den ersten vier bis sechs Tagen nichts Stopfendes dagegen gebraucht werden. Man überlasse ihn der Natur, denn in der Regel gibt er sich bald von selbst. Man untersage ein paar Tage lang alle Speisen, lasse viel Zuckerwasser, auch reines frisches Quellwasser, Gersten- oder Haferschleim mit Zimt trinken und den Kranken warm halten. Sind die Ausleerungen sparsam, öftere Leibschmerzen und viel Blähungen zugegen, so ist’s am besten, durch ein geeignetes Laxanz, z. B. durch Infusum laxativum und Kamillentee, von jedem sechs Lot, Glaubersalz, Mannasirup und wässeriger Rhabarbertinktur, von jedem ein Lot (Dosis: alle Viertelstunden zwei Esslöffel voll, bis zur Wirkung) etwas nachzuhelfen und so die ersten Wege zu reinigen.

2) Auch beim Zahndurchfall (Diarrhoea a dentitione) der Kinder hüte man sich vor den erhitzenden, stopfenden Mitteln, welche leicht Krämpfe verursachen, indem sie den Andrang der Säfte zum Kopf, den die Natur durch den wohltätigen Durchfall gerade abzuleiten sucht, befördern. Hält indessen die Diarrhöe länger als acht bis zehn Tage an, wird das Kind welk, schlaff, blass, so gebe man Salep oder Reismehl mit Fleischbrühe von Tauben, Hühnern, Kalb- oder Hammelfleischbouillon, und reibe flüchtige Kampfersalbe in den Leib. Ist der Durchfall blutig, so schicke man schnell zum Arzt.

3) Heftige Erkältung in kühlen Sommernächten, im Bivouac, heiße, schwüle Sommer, heiße Himmelsstriche, starke Gemütsbewegungen, zumal Ärger, steigern die Leberfunktion; es ergießt sich scharfe Galle in den Darmkanal und diese erregt den galligen Durchfall (Diarrhoea biliosa), wo die Stuhlgänge flüssig, gelbgrün, mit Leibschmerz und Stuhlzwang verbunden sind; dabei bitterer Geschmack, gelbliche Gesichtsfarbe, starker Durst. Auch hier ists am besten, keine stopfende Mittel zu gebrauchen, weil in der Regel der Durchfall kritisch ist. Am besten passen viel schleimige Getränke mit Sauerhonig, viel kaltes Wasser, später, wenn die Galle verdünnt und entfernt worden, Salep mit Rotwein und Gewürz.

4) Der Wurmdurchfall der Kinder (Diarrhoea verminosa) und der Schleimdurchfall Erwachsener (Diarrhoea mucosa), so wie der metastatische blutige Durchfall in Folge unterdrückter Menses und Hämorrhoiden sind gleichfalls iritisch. Hier massige man die Diarrhöe vorzüglich durch gute Diät, Warmhalten, schleimige Getränke, gute einfache, schleimige Suppen, Kartoffelsuppe, Arrowmehl, Salep etc..

5) Der habituelle Durchfall (Diarrhoea habitualis) ist häufig die Folge von unregelmäßiger Diät bei Diarrhöen, oder Folge von Ruhr, von Diarrhoea biliosa; er ist oft hartnäckig, kann Jahre dauern und manche Nachteile: Darmschwindsucht, bei Frauen Abortus, herbeiführen. Eine strenge Diät: einfache Nahrung, kein Obst, keine saure Milch, kein frisches Brot, Warmhalten des Leibes, Flanellkleidung, aromatische Bäder, ein solches Pflaster auf den Unterleib und geeignete innerliche, vom Arzt zu verordnende Mittel sind hier allem Selbstkurieren vorzuziehen.