Universitäten


[E 451] Unsere besten Universitäten haben sie nicht unangetastet gelassen, von denen doch so viel unüberschwängliches Gute kommt, aus welchem Unwesen denn der Pferdefuß und die Klaue deutlich hervorguckt. Man schafft Professoren an, hoffnungsvolle junge Leute, man schafft Bücher an, liest, exzerpiert, räsoniert sich weiß, gelb, schwindsüchtig, und frigid und impotent. Und was ist denn am Ende der ganze Nutzen bisher noch in Deutschland gewesen? Wackere Advokaten, auch allenfalls wackere Richter und brave Amtleute, das ist wahr. Aber wo sind unsere erbauliche Prediger, denen der Welt- und Menschenkenner mit Vergnügen zuhört? Wo sind unsere Publizisten? Und wo sind (dabei zucken die Schelmen wohl gar die Achsel?), ach Gott wo sind unsre philosophischen Geschichtschreiber? Männer, die tief geprüfte Sachen kurz und stark zu sagen wissen, und immer mehr den Menschen vor Augen haben als den Nieder- oder Obersachsen oder s..., der nicht erst eine Bemerkung macht und dann sagt, dass er sie gemacht hat, der 20-, 30jährige Erfahrung in einer Zeile hinwirft, die hernach dem denkenden Leser mit einem Vergnügen, das kein gleiches hat, sich wieder in Leben-Gebrauch auflöst? Wo sind unsere Philosophen? Wo sind unsere Prosaisten? Noch zur Zeit nur ein einziger Lessing! Barden, Rezensenten, poetische Zitterer, Enthusiasten, die bei jedem Favorit-Vorfall ihr ganzes Feuerwerk abbrennen, haben wir zu Tausenden. Leute die mit ihrer Schrift einem ganzen Rezensenten-Club heilige Schauder abjagen, konventionell für jenes Kollegium, für jene Zeitungsschreiber, für dieses Kränzgen, aber für den Menschen - nichts, gar nichts! Man wird gefunden haben, dass uns die Leute platterdings zu nichts machen wollen. Etwas müssen wir doch sein.

 


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Seite zuletzt aktualisiert: 10.04.2006 
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