Zusatz


Wir wollen Macchiavelli’s Lehre durch Anwendung derselben deutlicher machen. - Nur auf seinen eignen Nutzen, und zunächst auf die Behauptung seines Platzes ist bedacht ein Minister der auswärtigen Angelegenheiten, (denn von diesen redet M. vorzüglich), welcher mit andern Höfen, und besonders mit dem, den er für den mächtigsten hält, wie auch etwa sein Fürst mit ihnen stehen möge, es durchaus nicht verderben, noch an irgend einer entscheidenden Erklärung oder Maßregel gegen sie Teil nehmen mag, damit, falls jener etwa Sieger bliebe, (welches geschehen wird, falls der Treulose an der Spitze der Geschäfte bleibt) er bei ihm Gnade finde, oder, falls es zu einem schmählichen Frieden käme, nicht seine Entlassung, sondern vielmehr seine Beibehaltung zur Bedingung gemacht werde. Treu hingegen ist derjenige Minister, der als ganzen und entschiedenen Feind sich zeigt des Feindes seines Herrn, und seines Staates, und als entschiedenen Freund der Freunde von diesen. Diese Treue eines Ministers aber ist bedingt durch die Treue des Fürsten gegen sich selbst und seine Nation: dass dieser nämlich selber ganzer Feind sei und ganzer Freund; nicht aber die Waffen mit dem Gemüte eines schon Überwundenen führe, der durch schwache Gegenwehr heimlich die Gnade und Verschonung dessen zu gewinnen sucht, gegen den er öffentlich kämpft, und den er schon als unbezweifelten Sieger ansieht, und der heimlich beneidet und fürchtet den mit ihm Verbündeten; welchem sonach mit Halbheiten und auf Schrauben gesetzten Erklärungen und Maßregeln seines Ministers recht eigentlich gedient ist. Treu macht ein Fürst den Minister, und verbindet ihn sich innig, wenn er, nach M.’s Worten, ihn zum Teilnehmer entscheidender Aufträge macht, d.h. wenn er ihm dergleichen Rückhalte und Schlupfwinkel nicht gestattet, sondern ihn zu unumwundenen Maasregeln und Erklärungen nötigt, also dass er, wenn der Feind siegte, von ihm keine Schonung zu erwarten hätte. Der beste Minister in einem ernstlich gemeinten Kriege ist immer der, der beim Siege des Feindes Alles verliert. Freilich kann solche Entschiedenheit nur ein solcher Fürst fordern, der wiederum die Kraft hat, seinen Minister zu schützen; wo hingegen fremde Befehle und Interessen über die Anstellung oder Entfernung der Minister entscheiden, daselbst kann ein ehrlicher und verständiger Mann durchaus nicht dienen.


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