Alonso Berruguete

Berruguete, Alonso, Maler, Bildhauer und Architekt, geb. 1480 zu Paredes de Nava, gest. 1561, erlernte die Kunst bei seinem Vater, kam alier 1503, nach dessen Tod, nach Florenz, wo er unter denen aufgezählt wird, die nach Michelangelo's Karton der Szene aus den Pisaner Feldzügen zeichneten, und 1504 nach Rom, wo er sich der Freundschaft des Michelangelo erfreute. Hier machte er sehr bedeutende Fortschritte, welche Bramante veranlassten, auch ihn zu einer Konkurrenz mit anderen Künstlern, bezüglich eines Modells vom Laokoon, für den Erzguß bestimmt, einzuladen, Er machte sich an's Werk, als aber Raphael als Schiedsrichter das des Jac. Sansovino wählte, ging Berruguete wieder nach Florenz, wo er häufig mit B. Bandinelli und Andr. del Sarto umging. Im Jahr 1520 kehrte er nach Spanien zurück, wo er, von Karl V. zu seinem Kammermaler ernannt und vielfältig für ihn beschäftigt, in Alt-Castilien, in den drei Reichen der bildenden Kunst, arbeitete. Gleich in den ersten Jahren seiner Rückkunft sehen wir ihn an dem Bau des Colegio mayor de Sanjago tätig; hierauf führte er mehrere Altäre mit Statuen und Malereien in Salamanca und Valladolid aus, überhaupt entstand unter seinen Händen eine große Anzahl von Werken, von denen aber die meisten während des Feldzugs der Franzosen auf der pyrenäischen Halbinsel im Jahr 1809 zu Grunde gingen. Von seinen Skulpturarbeiten, die in der Zeichnung vortrefflich und in den Linien und Bewegungen sehr lebendig sind, nur manchmal die Grenzen des rechten Maßes überschreiten, sieht man noch im Museum zu Valladolid: die kolossale Holzfigur des h. Benedikt, bewundernswürdig in Ausdruck, hoher Würde und Güte, ferner mehrere (1528) geschnitzte Chorstühle, worunter besonders der Bischofsstuhl von meisterlichster Arbeit; zu Toledo, an der inneren Seite des Thors Puerta del Cambron: die Statue der h. Leocadia; die Statue des h. Julian am Turme der S. Martinskirche; in S. Juan Bautista extramuros bei Toledo: den Sarkophag des Erzbischofs Tavera, von gutem michelangeleskem Stil. In seinen Malereien folgte er der Kunstweise des Leonardo da Vinci und Sodoma, indem er, der gewöhnlichen naturalistischen Auffassung seiner Landsleute entgegen, nach einer gewissen Idealität strebte, und als der erste betrachtet werden kann, der den rein italienischen Stil des 16. Jahrhunderts in Spanien einführte. Tiefes Gemüt sucht man dagegen in denselben vergebens. Auch von ihnen sind viele verschwunden oder untergegangen, doch bewahrt die Kapelle des erwähnten Colegio major di Sanjago zu Salamanca einen Hochaltar mit bemalten Holzschnitzfiguren und Gemälden, umgeben von vergoldeter Architektur, vom Erzbischof von Toledo, Don Alonso Fonseca, im Jahr 1529 bestellt und 1531 vollendet. Er enthält acht Bilder mit Figuren von etwa halber Lebensgröße. In der untern Abtheilung ist in der Geburt Christi ein Engel ganz in der Art des Leonardo da Vinci dargestellt. Von guter Anordnung in der Komposition und tief im Ton sind auch: die Darbringung im Tempel, die Flucht nach Ägypten und die Anbetung der Könige. Dagegen sind die oberen sehr flau behandelten Bilder der Taufe, der Himmelfahrt und der Ausgießung des heil. Geistes wohl nicht von des Meisters Hand ausgeführt. Endlich besitzt die Akademie zu Valladolid ein Paar Gemälde von Alonso Berruguete: eine etwas flüchtig behandelte Flucht nach Ägypten und eine heil. Familie.

 

Literatur. Bermudez, Diccionario historico de los mas illustres professores de las bellas artes en Espana. — Passavant, Die christliche Kunst in Spanien.


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