Eduard Bendemann

Bendemann, Eduard, geb. 1811 zu Berlin, erhielt den ersten Unterricht in der Kunst auf der Akademie seiner Vaterstadt, kam aber 1828 nach Düsseldorf, woselbst er, unter der Leitung W. v. Schadow's, mit dem er auch 1830 Italien bereiste, seine ausgezeichneten Anlagen so rasch entwickelte, dass er sich schon mit seinen ersten Bildern einen gefeierten Namen erwarb, den er beinahe mit jeder neuen künstlerischen Hervorbringung bestärkte und weiter verbreitete. So lange sich sein Wirkungskreis auf Düsseldorf beschränkte, wählte er meistens das alte Testament zum Gegenstand von Darstellungen, in denen er das patriarchalische Leben der Kinder Israel in Freude und Trauer, in Liebe und Schmerz, in den stillen häuslichen Kreisen, wie in bedeutenden historischen Momenten aufs Sinnigste und Innigste, tief ergreifend und tragisch erschütternd, zu schildern wusste — Elegien oder Idyllen, von ebenso ursprünglich poetischer, als durchdachter Komposition, jene, bei aller Tiefe der Charakteristik, im herbsten Schmerz und tiefsten Elend, vom versöhnenden Hauch der Schönheit, Reinheit und Seelengröße übergössen, diese durch die Macht eines hohen Schönheitssinns, des großartigen Stils und des geistvollen Vertrags zu höherer geistiger Bedeutsamkeit erhoben.

Nach einzelnen Jugendarbeiten, die schon sein bedeutendes Talent angekündigt hatten, worunter namentlich das idyllisch anmutige, obgleich noch etwas sentimentale Bild: Boas und Ruth, trat der 21jährige Jüngling im Jahr 1832 zuerst mit seinem großen Gemälde: die trauernden Juden in der Verbannung, nach den Worten des 137. Psalms (im städtischen Museum zu Köln), öffentlich auf und erntete damit einen seltenen allgemeinen Beifall. Man bewunderte daran die kraftvolle Auffassung des poetischen Gedankens, die großartige Komposition, die beredte Charakteristik und die meisterhafte Technik. Auf dieses Werk (gestochen von Ruscheweyh, lith. von J. B. Weiss und J. G. Schreiner) folgten 1833: die idyllische Romanze: zwei Mädchen am Brunnen (gest. von Felsing); 1834 die Töchter des serbischen Fürsten, nach einem morlakischen Gedichte in Herders „Stimmen der Völcker"; ferner die drei Klönige auf der Wanderung; die Ernte, eine reizende poetische Verherrlichung des alttestamentarischen Landlebens (gest. von Eichens); die unvergleichlich schöne Idylle: der Hirt und die Hirtin, nach Uhland (gest. von Steifensand); endlich 1836 sein: Jeremias auf den Trümmern von Jerusalem, ein Meisterwerk grandioser tragischer Erhabenheit und von herrlicher malerischer Wirkung (im Besitze des Königs von Preußen). Im Jahre 1838 siedelte Bendemann zur Übernahme einer Reihenfolge von Gemälden im k. Residenzschlosse zu Dresden und zugleich einem Rufe, als Professor an der dortigen Akademie folgend, nach der sächsischen Residenzstadt über. Hier schmückte er in unermüdlicher Tätigkeit, die nur durch ein zeitweises Augenleiden, das 1841 eine Reise nach Italien nötig machte, unterbrochen wurde, zum Teil mit seinem Schwager Hübner die Wände des Thron- und Ballsaals mit Fresken, die mit zu den bedeutendsten Werken der deutschen monumentalen Malerei gehören. Die des ersteren stellen im Fries, in der Anschaungsweise des Mittelalters, das Leben des Menschen in seinem Wirken und Mühen von der Erschaffung im Paradiese bis zur Rückkehr ins himmlische Paradies dar, führen in vier großen Bildern aus dem Leben des ersten Kaisers aus dem sächsischen Hause, den Ritter-, den Geistlichen-, den Bürger- und den Bauernstand, und in 16 weiteren Bildern eine Reihe von sechszehn Gesetzgebern und weisen Fürsten des Altertums und des Mittelalters vor. Die Wandmalereien des Ball- und Konzertsaals, im Gegensatz zu denen des Thronsaals, enthalten in einem sinnreichen Parallelismus der Zusammenstellung, im Friese: Darstellungen aus dem heiteren, sinnlich schönen Leben der Griechen, in seinen Hauptzügen und charakteristischen Momenten von der Geburt bis zum Tode, und in den Hauptbildern: die Züge des Apollo und des Bacchus nach den Gipfeln des Parnassus; die Hochzeit des Peleus und der Thetis und die Hochzeit Alexanders und der Roxane, sämtliche Gemälde durchflochten von anderen Szenen aus der griechischen Mythologie und Geschichte, von den Gestalten der Künste u.s.w. Alle diese Bilder geben fortgesetzte Belege für den Adel des Talents, die Feinheit der Bildung, die sittliche Grazie, die Reinheit des Stils und der Empfindung und die Meisterschaft in der Bewältigung der darstellenden Mitteln, in deren harmonischem Einklang Bendemanns künstlerische Eigentümlichkeit besteht.

Außer den bereits angeführten Werken dieses Meisters sind noch zu nennen: das für den Römersaal zu Frankfurt ausgeführte Bild des Kaisers Lothar H. von Sachsen und ein allegorisches Wandgemälde im Hause seiner Eltern zu Berlin: die Künste am Brunnen der Poesie (lith. v. Jentzen). Ausgezeichnet ist ferner eine Zeichnung von ihm im Album seines Lehrers Schadow, eine Stelle aus dem Hohen Liede, wo der König zu der Geliebten spricht: „Und ich bin dein, und du bist mein, wir waiden unter Rosen" darstellend. Endlich ist er noch u. A. bekannt durch seine (gemeinschaftlich mit Hübner herausgegebenen) trefflichen Zeichnungen zu dem Nibelungenlied; zu dem Brautlied (nach dem 45. Psalm), im Kunstbuch der Düsseldorfer Malerschule von 1835 (lith. von Hosemann); zur „Ammenuhr" (Leipzig 1845); zum „ABC für große und kleine Kinder" von Reinick (Leipzig 1845). Auch hat er zu den „Liedern eines Malers mit Randzeichnungen seiner Freunde" (von Reinick, Düsseldorf 1838) eine Radierung geliefert.  

Bendemann erhielt 1838 den Orden der Ehrenlegion vom König Louis Philipp Ton Frankreich, 1847 das Ritterkreuz des k. sächsischen Zivilverdienstordens, 1848 den roten Adlerorden vierter Klasse vom Könige von Preußen und 1851 den Leopoldsorden vom König der Belgier.  

 

Literatur. Püttmann, Die Düsseldorfer Malerschule. — W. Müller, Düsseldorfer Künstler. — Kugler, Kleinere Schriften.


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