2. Okkasionalismus (Geulincx)


2. Arnold Geulincx, geboren 1625 zu Antwerpen, seit 1646 Professor an der katholischen Universität Löwen, ward als Cartesianer angefeindet, trat zum Calvinismus über und wurde Professor in Leiden, wo er schon 1669 an der Pest starb. Sein Hauptwerk Gnôthi seauton oder Ethica erschien 1665, seine Metaphysica vera erst 1691. Eine neue sorgfältige Ausgabe seiner Werke verdanken wir seinem Landsmanne Land (3 Bde., Haag, 1891-1893), der auch eine Monographie über ihn (Geulincx u. a. Philosophie, Haag 1895) verfaßt hat.

Geulincx beginnt als scharfer Gegner des naiv-dogmatischen Realismus: Alle unsere Vorstellungen sind rein subjektiv, Setzungen unseres Geistes; die Kategorien des Aristoteles gar sind rein grammatische Abstraktionen. Aber er führt diese Denkweise nicht folgerichtig durch, sondern stellt der Welt des Geistes die der Körper als etwas völlig Fremdes gegenüber. An sich, schließt Geulincx folgerecht aus Descartes' Dualismus, kann weder der Körper die Seele noch diese jenen beeinflussen. Dass trotzdem dieser Einfluß tatsächlich besteht, z.B. in unseren willkürlichen Bewegungen und unwillkürlichen Sinneswahrnehmungen, ist ein Wunder und wird von Gott bewirkt, der beide bei Gelegenheit miteinander verbindet. Doch nimmt der »Okkasionalismus« des Geulincx ein solches jedesmaliges Einzeleingreifen des Allmächtigen nur an einzelnen Stellen an; im allgemeinen ist von Gott Vorsorge für eine ständige Einwirkung, eine Korrespondenz von Geist und Körper getroffen, die, wie zwei von demselben Mechaniker gleich gearbeitete und gleich gestellte Uhren, in stetig einander korrespondierendem Gange bleiben. - Die Ethik, welche der neue Calvinist weit mehr als der vorsichtige Descartes ausbildete, lehrt ganz folgerecht eine völlige Ergebung in den Willen Gottes. Demut ist die höchste Tugend.


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