c. Das Relief


Die letzte Darstellungsweise endlich, durch welche die Skulptur schon einen bedeutenden Schritt gegen das Prinzip der Malerei hin tut, ist das Relief; zunächst das Hautrelief, dann das Basrelief. Hier ist die Fläche die Bedingung, so daß die Figuren auf ein und demselben Plane stehen und die räumliche Totalität der Gestalt, von welcher die Skulptur ausgeht, mehr und mehr zu verschwinden anfängt. Das alte Relief nähert sich nun aber der Malerei noch nicht so weit, daß es zu perspektivischen Unterschieden von Vor- und Hintergründen fortschritte, sondern hält an der Fläche als solcher fest, ohne durch die Kunst des Kleinermachens die verschiedenen Gegenstände in räumliche Unterschiede vor- und zurücktreten zu lassen. Am liebsten hält es deshalb die Figuren im Profil und stellt sie auf der gleichen Fläche nebeneinander. Bei dieser Einfachheit können denn aber sehr verwickelte Handlungen nicht zum Inhalt genommen werden, sondern Handlungen, welche schon in der Wirklichkeit mehr in ein und derselben Linie vor sich gehen: Aufzüge, Opferzüge und dergleichen, Züge olympischer Sieger usf.

Dennoch hat das Relief die größte Mannigfaltigkeit, indem es nicht nur die Friese und Wände der Tempel ausfüllt und verziert, sondern sich nun auch um die Gerätschaften, Opfergefäße, Weihgeschenke, Schalen, Trinkkrüge, Urnen, Lampen usf. herzieht, Sessel, Dreifüße schmückt und sich mit verwandten Handwerkskünsten verschwistert. Hier vornehmlich ist es der Witz der Erfindung, der zu den vielfältigsten Gestaltungen und Kombinationen ausläuft und den eigentlichen Zweck der selbständigen Skulptur festzuhalten nicht mehr imstande bleibt.


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