Rigorismus

Rigorismus (rigor, Starrheit, Strenge): strenge, konsequente, prinzipielle Betonung und Anwendung eines allgemeinen, insbesondere des ethischen (s. d.) Standpunktes. Der ethische Rigorismus schließt grundsätzlich alles Eudämonistische (s. d.) aus der Ethik und Moral aus. Sittlich (s. d.) ist ihm nur das aus reinem Pflichtbewußtsein (ohne andere Motive) erfolgende Handeln. Im engsten Sinne ist der Rigorismus ein Standpunkt, der jede Lebensfreude perhorresziert, wozu z.B. die Pietisten neigten, aber nicht KANT. Rigorismus ist nach ihm die Ansicht derjenigen, welche (wie die Stoiker) keine moralischen Mitteldinge (adiaphora, s. d.) zulassen. »Man nennt gemeiniglich die, welche dieser strengen Denkungsart sind (mit einem Namen, der einen Tadel in sich fassen soll, in der Tat aber Lob ist): Rigoristen, und so kann man ihre Antipoden Latitudinarier nennen« (Religion S. 20 f.). »Das Wesentliche aller Bestimmung des Willens durchs sittliche Gesetz ist, da, er als freier Wille, mithin nicht bloß ohne Mitwirkung sinnlicher Antriebe, sondern selbst mit Abweisung aller derselben, sofern sie jenem Gesetze zuwider sein könnten, bloß durchs Gesetz bestimmt werde« (Krit. d. prakt. Vern. S. 88. Relig. S. 21 ff.). Rigorist ist auch J. G. FICHTE, während FR. SCHILLER den Rigorismus zu mildern sucht. Vgl. Sittlichkeit.


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