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681. Gelinde¹⁾. Sanft²⁾. Sachte³⁾. Leise⁴⁾. Gemach⁵⁾.

1) Mild.
2) Gentle, sweet.
3) Slow, softly.
4) Soft, low.
5) Slowly, softly.
1) Doux.
2) Léger.
3) Tout doucement.
4) Bas.
5) Doucement.
1) Mite (molle).
2) Soave (dolce, delicato, placido).
3) Piano (adagio).
4) Leggiero (sommesso).
5) Quieto (pacifico).

Bei gelinde oder gelind (in poetischer Sprache auch lind, eig. weich, sanft, zart, verwandt mit lat. lenis, mild, gelind), sanft, sachte, leise ist die schwache Wirkung, die sie anzeigen, eine schwache Berührung; bei gemach (vgl. Art. 70) eine schwache Bewegung. Wer gemach geht, der eilt nicht. Das Gelinde und Sanfte wirkt auf das Gefühl, das Leise auf das Gehör. Ein gelinder und sanfter Regen oder Wind wird nicht stark gefühlt, leises Sprechen, Gehen usw. wird kaum gehört. Das Gelinde ruft durch schwache Berührung entweder keine schmerzhafte, oder doch eine weniger schmerzhafte Empfindung hervor, das Sanfte zugleich eine angenehme. In dem uneigentlichen Gebrauche dieser Wörter fällt der angegebene Unterschied noch deutlicher in die Augen. Man sagt nicht: gelinde, sondern sanfte Liebkosungen, denn sie sollen angenehm sein; man sagt hingegen: gelinde Strafen, denn sie sollen nicht zu schmerzhaft sein. Sachte (nur niederdeutsche Form von sanft, wie achter von after, Lucht von Luft usw.) oder sacht wird sowohl von der Bewegung als der Berührung gebraucht. Dieses Wort ist jedoch vorwiegend in der Umgangssprache und da auch mehr in weniger gewählter Sprechweise in Gebrauch. Bei Goethe, der mit Vorliebe zu einem alltäglichen Ausdruck greift, findet sich das Wort wiederholt. „O lass’ mich heut an deinen sachten (= sanft abfallenden) Höhn | ein jugendlich, ein neues Eden sehn!“ Goethe, Ilmenau am 3. September 1783. „Ich eile sacht zu sehn, was es bedeutet, | wie von des Hirsches Ruf der Jäger still geleitet.“ Ebenda. „Doch rede sacht (= leise) | denn unter diesem Dach | ruht all’ mein Wohl und all’ mein Ungemach.“ Ebenda.