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I

Weib, Phantasie

Des Weibes Sinnlichkeit ist der Urquell, an dem sich des Mannes Geistigkeit Erneuerung holt.

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Die sterile Lust des Mannes nährt sich an dem sterilen Geist des Weibes. Aber an weiblicher Lust nährt sich der männliche Geist. Sie schafft seine Werke. Durch all das, was dem Weib nicht gegeben ist, bewirkt es, daß der Mann seine Gaben nütze. Bücher und Bilder werden von der Frau geschaffen, — nicht von jener, die sie selbst schreibt und malt. Ein Werk wird zur Welt gebracht: hier zeugte das Weib, was der Mann gebar.

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Die wahre Beziehung der Geschlechter ist es, wenn der Mann bekennt: Ich habe keinen andern Gedanken als dich und darum immer neue!

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Das gedankenloseste Weib liebt im Dienste einer Idee, wenn der Mann im Dienste eines Bedürfnisses liebt. Selbst das Weib, das nur fremdem Bedürfnis opfert, steht sittlich höher als der Mann, der nur dem eigenen dient.

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Persönlichkeit des Weibes ist die durch Unbewußtheit geadelte Wesenlosigkeit.

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Der Mann hat fünf Sinne, das Weib bloß einen.

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Mann: funktionelle, Frau: habituelle Geschlechtlichkeit. Der Arzt des Mannes heißt »Spezialist«, nicht Männerarzt.

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Männerfreuden — Frauenleiden.

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Zuerst ward der Mann erschaffen. Aber das Weib ist ein Hysteron-Proteron.

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Die weibliche Orthographie schreibt noch immer »genus« mit zwei und »Genuss« mit einem »s«.

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Wenn eine Frau auf das Wunderbare wartet, so ist es ein verfehltes Rendezvous: das Wunderbare hat auf die Frau gewartet. Die Unpünktlichen!

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Wenn die Sinne der Frau schweigen, verlangt sie den Mann im Mond.

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Ist eine Frau im Zimmer, ehe einer eintritt, der sie sieht? Gibt es das Weib an sich?

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Nichts ist unergründlicher als die Oberflächlichkeit des Weibes.

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Den Inhalt einer Frau erfaßt man bald. Aber bis man zur Oberfläche vordringt!

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Der Spiegel dient bloß der Eitelkeit des Mannes; die Frau braucht ihn, um sich ihrer Persönlichkeit zu versichern.

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Die Frau braucht in Freud und Leid, außen und innen, in jeder Lage, den Spiegel.

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Die Erotik des Mannes ist die Sexualität des Weibes.

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Die männliche Überlegenheit im Liebeshandel ist ein armseliger Vorteil, durch den man nichts gewinnt und nur der weiblichen Natur Gewalt antut. Man sollte sich von jeder Frau in die Geheimnisse des Geschlechtslebens einführen lassen.

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Der »Verführer«, der sich rühmt, Frauen in die Geheimnisse der Liebe einzuweihen: Der Fremde, der auf dem Bahnhof ankommt und sich erbötig macht, dem Fremdenführer die Schönheiten der Stadt zu zeigen.

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Das aktive Wahlrecht des Männchens haben die Realpolitiker der Liebe geschaffen.

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Sie behandeln eine Frau wie einen Labetrunk. Daß die Frauen Durst haben, wollen sie nicht gelten lassen.

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Man muß das Temperament einer Schönen so halten, daß sich Laune nie als Falte festlegen kann. Das sind Geheimnisse der seelischen Kosmetik, deren Anwendung die Eifersucht verbietet.

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Das erbrochene Schloß, mit dem sentimentale Weiblichkeit durchs Leben geht, und jenes andere, das sich immer wieder schließt, so oft es sich auch öffnen ließ: welches ist unversehrter, welches ist jungfräulicher?

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Eine Frau, die gern Männer hat, hat nur einen Mann gern.

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Eine je stärkere Persönlichkeit die Frau ist, um so leichter trägt sie die Bürde ihrer Erlebnisse. Hochmut kommt nach dem Fall.

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Die geniale Fähigkeit des Weibes, zu vergessen, ist etwas anderes als das Talent der Dame, sich nicht erinnern zu können.

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Die sinnliche Frau stellt die sittlichste Aufgabe, die sittliche Frau dient sinnlichem Verlangen. Die Unbewußtheit zum Bewußtsein zu bringen, ist Heroismus; die Bewußtheit ins Unbewußtsein zu tauchen, Finesse.

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Auch geistige und sittliche Qualitäten des Weibes vermögen die wertlose Geschlechtlichkeit des Mannes anzuregen. Es kann kompromittierend sein, sich mit einer anständigen Frau auf der Straße zu zeigen; aber es grenzt geradezu an Exhibitionismus, mit einem jungen Mädchen ein Gespräch über Literatur zu führen.

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Wenn ein Weib einen Mann warten läßt, und er nimmt mit einer andern vorlieb, so ist er ein Tier. Wenn ein Mann ein Weib warten läßt, und sie nimmt mit keinem andern vorlieb, so ist sie eine Hysterikerin. Phallus ex machina — der Erlöser.

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Die Begierde des Mannes ist nichts, was der Betrachtung lohnt. Wenn sie aber ohne Richtung läuft und das Ziel erst sucht, so ist sie wahrlich ein Greuel vor der Natur.

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Hundert Männer werden ihrer Armut inne vor einem Weib, das reich wird durch Verschwendung.

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Den Vorzug der Frau, immer erhören zu können, hat ihr die Natur durch den Nachteil des Mannes verrammelt.

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Für den Nachteil des Mannes, nicht immer erhören zu können, wurde er mit der Feinfühligkeit entschädigt, die Unvollkommenheit der Natur in jedem Falle als eine persönliche Schuld zu empfinden.

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Die Sexualität der Frau besiegt alle Hemmungen der Sinne, überwindet jedes Ekelgefühl. Manche Gattin würde sich mit der Trennung vom Tisch begnügen.

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Hamlet versteht seine Mutter nicht: »Sehn ohne Fühlen, Fühlen ohne Sehn, Ohr ohne Hand und Aug’, Geruch ohn’ alles, ja nur ein Teilchen eines echten Sinns tappt nimmermehr so zu. Scham, wo ist dein Erröten?« Das kann der Mann nicht begreifen; die Vorstellung, daß ein Weib sich mit dem König Claudius paare, fühlt er als Zumutung, die an ihn selbst gestellt wird. Er selbst fühlt sich in den »Schweiß und Brodem eines eklen Betts« gelegt, und seine höhere Besinnungsfähigkeit empört sich. Aber aus diesem da spricht Shakespeare. Und darum nimmt Hamlet bloß an dem Alter der Matrone Anstoß, in dem sonst »der Tumult im Blute zahm« zu sein pflegt, dieses »auf das Urteil wartet« und ein unterscheidender Geschmack die Oberhand behält. Daß der Jugend des Weibes nicht die Wahl bleibt zwischen einem Apoll und einem geflickten Lumpenkönig, daß Geschlecht und Geschmack meist verschiedene Wege wandeln, erkennt er, läßt »keine Schande ausrufen, wenn heißes Blut zum Angriff stürmt«. Wäre er nicht ihr Sohn, er würde selbst der alternden Frau zubilligen, daß »der Teufel, der bei der Blindekuh sie so betört hat«, eben der Geschlechtssinn ist, der beim Weibe — mehr noch als beim sexuellsten Mann — alle anderen Sinne betäubt und in jedem Begriffe anästhesierend wirkt.

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Daß Titania auch einen Esel herzen kann, wollen die Oberone nie verstehen, weil sie dank einer geringern Geschlechtlichkeit nicht imstande wären, eine Eselin zu herzen. Dafür werden sie in der Liebe selbst zu Eseln.

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Umschreibung: »Er füllt mit seiner Stimme mein Ohr ganz aus!« sagte sie vom Sänger.

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Ein schönes Kind hört an der Wand eines Schlafzimmers ein scharrendes Geräusch. Sie fürchtet, es seien Mäuse, und ist erst beruhigt, da man ihr sagt, nebenan sei ein Stall und ein Pferd rühre sich. »Ist es ein Hengst?« fragt sie und schläft ein.

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Dasselbe Mädchen konnte einmal von einem, der ihr nachgegangen war, sagen: »Er hatte einen Mund, der küßte von selbst.«

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Der Dichter aber sah einen Rosenstock. Der sollte begossen werden. Dieses nannte der Dichter »satanische Irrlehren«. Es genüge, meinte er, daß man zu dem Rosenstock täglich betet: »Heiliger Rosenstock, adelig- mysteriöses Kunstwerk der Schöpfung!«

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Der Fetischist der Frauenseele, der den Frauenleib zu jenen Objekten rechnet, die man in der irdischen Ausstellung nur ansehen und nicht berühren darf, predigte: »Eine getreue Frauenseele muß also mit einem Walle von Unnahbarkeit und Uneinnehmbarkeit, von Würde und Seelenadel geschützt, behütet und verteidigt sein, daß Don Juans Blick sich senkte und scheu zur Seite sich wendete! Dann wird die Eifersucht, diese schreckliche Erkrankung der Mannesseele, gebannt, verbannt, besiegt sein!« Aber eine Anschauung, die die Wunschfähigkeit einer Gewünschten überhaupt nicht gelten läßt und alles Unheil vom Don Juan und nie von der Frauenseele erwartet, führt uns in eine ästhetische Puppenwelt, deren Friede von dem keuschen Blick des Betrachters abhängt. Wo bleibt da noch Raum für Eifersucht? Es genügt eine Weisung, die ausgestellten Gegenstände nicht zu berühren; und Erotik wäre die objektive Wertung einer Rückenlinie, einer Nasenform, einer Hand. Aber in unserer Welt werden die Puppen lebendig oder hysterisch. Je nach der Strenge der Vorschriften. Die Unnahbarkeit ist Annäherung und die Uneinnehmbarkeit Herausforderung. Nötigenfalls dient auch die Würde als Lockung und der Seelenadel als Lasso.

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Wie wenig Verlaß ist auf eine Frau, die sich auf einer Treue ertappen läßt! Sie ist heute dir, morgen einem andern treu.

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Ich vertraue nur jener, die den Genuß nicht allemal mit seelischer Empfängnis büßt und die jedes Erlebnis in der Wanne des Vergessens abspült.

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Sie sagte sich: Mit ihm schlafen, ja — aber nur keine Intimität!

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An allen Geschäften des Lebens ist das Weib mit seinem Geschlecht beteiligt. Zuweilen selbst an der Liebe.

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Wie unwesentlich und ungegenwärtig dem Mann das Geschlechtliche ist, zeigt sich darin, daß selbst die Eifersüchtigen ihre Frauen auf Maskenbällen sich frei bewegen lassen. Sie haben vergessen, wieviel sie sich ehedem mit den Frauen anderer dort erlauben konnten, und glauben, daß seit ihrer Verheiratung die allgemeine Lizenz aufgehoben sei. Ihrer Eifersucht opfern sie durch ihre Anwesenheit. Daß diese ein Sporn ist und kein Zügel, sehen sie nicht. Keine eifersüchtige Frau würde ihren Mann auf die Redoute gehen lassen.

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Das kurze Gedächtnis der Männer erklärt sich aus ihrer weiten Entfernung vom Geschlecht, welches in der Persönlichkeit verschwindet. Das kurze Gedächtnis der Frauen erklärt sich aus ihrer Nähe zum Geschlecht, in welchem die Persönlichkeit verschwindet.

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Ein Weib, dessen Sinnlichkeit nie aussetzt, und ein Mann, dem ununterbrochen Gedanken kommen: zwei Ideale der Menschlichkeit, die der Menschheit krankhaft erscheinen.

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Das durchschnittliche Weib ist für den Kampf ums Dasein hinlänglich ausgerüstet. Mit der Fähigkeit, nicht empfinden zu müssen, hat es die Natur für die Unfähigkeit, zu denken, reich entschädigt.

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Die schöne Frau hat so viel Verstand mitbekommen, daß man alles zu ihr und nichts mit ihr sprechen kann.

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Wenn eine Frau Gescheitheiten sagt, so sage sie sie mit verhülltem Haupt. Aber selbst dann ist das Schweigen eines schönen Antlitzes noch anregender.

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Die Frauen sind die besten, mit denen man am wenigsten spricht.

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Die Frau ist da, damit der Mann durch sie klug werde. Er wird es nicht, wenn er aus ihr nicht klug werden kann. Oder wenn sie zu klug ist.

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Man gewöhne sich daran, die Frauen in solche zu unterscheiden, die schon bewußtlos sind, und solche, die erst dazu gemacht werden müssen. Jene stehen höher und gebieten dem Gedanken. Diese sind interessanter und dienen der Lust. Dort ist die Liebe Andacht und Opfer; hier Sieg und Beute.

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»Zu neuen Taten, teurer Heide, wie liebt’ ich dich, ließ’ ich dich nicht?« So spricht das Weib Wagners. Dem Helden müßte bei solcher Bereitschaft die Lust zu den Taten und die Lust am Weibe vergehen. Denn die Lust zu den Taten entstammt der Lust am Weibe. Nicht zu den Taten lasse sie ihn, sondern zur Lust: dann kommt er zu den Taten. Solcher Psychologie aber entspräche auch das Wort Wagners, wenn nur die Interpunktion verändert wäre. (Die Alliteration mag bleiben.) Man lese also: »Zu neuen Taten, teurer Heide! Wie liebt’ ich dich, ließ’ ich dich nicht?«

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Ein Liebesverhältnis, das nicht ohne Folgen blieb. Er schenkte der Welt ein Werk.

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Man entscheidet für die Mütter gegen die Hetären, die nichts hervorbringen, höchstens Genies.

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Man achte den Acker und man liebe die Landschaft. Dieses ist nahrhafter.

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Es kommt schließlich nur darauf an, daß man überhaupt über die Probleme des erotischen Lebens nachdenkt. Widersprüche, die man zwischen seinen eigenen Ergebnissen finden mag, beweisen nur, daß man in jedem Fall recht hat. Und die Widersprüche zwischen den eigenen und den Ergebnissen, zu denen andere Denker gelangt sind, entfernen uns nicht so weit von diesen, wie uns der Abstand von solchen entfernt, die überhaupt nicht über die Probleme des erotischen Lebens nachgedacht haben.

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Wenn man einmal durch Erleben zum Denken gelangt ist, so gelangt man auch durch Denken zum Erleben. Man genießt die wollüstigen Früchte seiner Erkenntnis. Selig, wem Frauen, auf die man Gedachtes mühelos anwenden kann, zu solcher Erholung beschieden sind!

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Welche Wollust, sich mit einer Frau in das Prokrustesbett seiner Weltanschauung zu legen!

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Ich stehe immer unter dem starken Eindruck dessen, was ich von einer Frau denke.

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Die Schätzung einer Frau kann nie gerecht sein; aber die Über- oder Unterschätzung geschieht immer nach Verdienst.

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Wenn ich eine Frau so auslegen kann, wie ich will, ist es das Verdienst der Frau.

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Frauen sind hohle Koffer oder Koffer mit Einlage. Diese sind praktikabler, aber es geht weniger hinein. Ich packe meinen geistigen Inhalt lieber in jene, auf die Gefahr hin, daß er in Verwirrung gerate. Mich stört die Einlage, als wär’s kein Stück von mir. Die Kultur hat aus den Frauen eine Galanterieware gemacht, und da führt man immer etwas mit, was nicht dazu gehört.

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Der Erotiker hatte an ihr eine Ähnlichkeit entdeckt. Die pflegte er; saß täglich an ihrem Lager und schob ihr die Nase zurecht, um die Ähnlichkeit auszubilden. Der Ästhetiker hatte an ihr eine Verschiedenheit entdeckt. Die pflegte er; saß täglich an ihrem Lager und pries die Heiligkeit der Nase um ihrer selbst willen. Dieser dankt dem Schöpfer. Jener ist ein Schöpfer.

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Die Hand einer schönen Frau zu verewigen, sie gleichsam von ihrer Anmut abzuschneiden, ist ein Werk jener grausamen Nichtachtung der Frauenschönheit, deren nur ein Ästhet fähig ist. Eine Hand müßte gar nicht schön sein, und die Wirkung, die von der Frau ausgeht, könnte die Wirkung sein, die man von einem Elementarereignis empfängt. Es gibt Frauen, die wie der Blitz in die erotische Phantasie einschlagen, erbeben machen und die Luft des Denkens reinigen.

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Der Ästhetiker: Sie wäre ein Ideal, aber — diese Hand! Der Erotiker: Sie ist mein Ideal; also müssen alle Frauen diese Hand besitzen!

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Zur Vollkommenheit fehlte ihr nur ein Mangel.

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Schönheitsfehler sind die Hindernisse, an denen sich die Bravour des Eros bewährt. Bloß Weiber und Ästheten machen eine kritische Miene.

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Eine Frau, die nicht häßlich sein kann, ist nicht schön.

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Es gibt Frauen, die nicht schön sind, sondern nur so aussehen.

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Einförmige Schönheit versagt gerade in dem Augenblick, auf den es hauptsächlich ankommt.

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Ihre Züge führten einen unregelmäßigen Lebenswandel.

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Große Züge: Großer Zug.

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Kosmetik ist die Lehre vom Kosmos des Weibes.

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Wenn Frauen, die sich schminken, minderwertig sind, dann sind Männer, die Phantasie haben, wertlos.

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Nacktheit ist kein Erotikum, sondern Sache des Anschauungsunterrichtes. Je weniger eine anhat, um so weniger kann sie der besseren Sinnlichkeit anhaben.

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Es kommt gewiß nicht bloß auf das Äußere einer Frau an. Auch die Dessous sind wichtig.

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Lieber ein häßlicher Fuß verziehen, als ein häßlicher Strumpf!

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Die Weiber haben wenigstens Toiletten. Aber womit decken die Männer ihre Leere?

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»Du wesenlose Luft, die ich umfasse!«: das Bekenntnis jeglicher erotischen Verfeinerung.

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Ein Weib sei Wasser auf einer Tablette. Man zieht es mit dem Finger, wohin man will, und es hinterläßt keine Spur, wo es gewesen. Das kann die schönste Erinnerung sein.

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Das Weib kann Sinnlichkeit auch zum Weibe führen. Den Mann Phantasie auch zum Mann. Hetären und Künstler. »Normwidrig« ist der Mann, den Sinnlichkeit, und das Weib, das Phantasie zum eigenen Geschlechte führt. Der Mann, der mit Phantasie auch zum Mann gelangt, steht höher als jener, den nur Sinnlichkeit zum Weibe führt. Das Weib, das Sinnlichkeit auch zum Weibe führt, höher, als jenes, das erst mit Phantasie zum Mann gelangt. Der Normwidrige kann Talente haben, nie eine Persönlichkeit sein. Der andere beweist seine Persönlichkeit schon in der »Perversität«. Das Gesetz aber wütet gegen Persönlichkeit und Krankheit, gegen Wert und Defekt. Es straft Sinnlichkeit, die das Vollweib zum Weibe und den Halbmann zum Mann, es straft Phantasie, die den Vollmann zum Mann und das Halbweib zum Weibe führt.

Sexus und Eros

Dem Sexus kommt es darauf an:
»Weib ist Weib« und »Mann ist Mann«.

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Eros aber deckt den Leib:
Weib ist Mann und Mann ist Weib.

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Sucht das Tier den Unterschied,
Paart der Geist sich, wo es flieht.

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Dem Erotiker wird das Hauptmerkmal des Geschlechts nie Anziehung, stets Hemmung. Auch das weibliche Merkmal. Darum kann er zum Knaben wie zum Weibe tendieren. Den gebornen Homosexuellen zieht das Merkmal des Mannes an, gerade so wie den »Normalen« das Merkmal des Weibes als solches anzieht. Jack the ripper ist »normaler« als Sokrates.

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Der sexuelle Mann sagt: Wenn’s nur ein Weib ist! Der erotische sagt: Wenn’s doch ein Weib wäre!

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Perversität ist entweder eine Schuld der Zeugung oder ein Recht der Überzeugung.

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Wer da gebietet, daß Xanthippe begehrenswerter sei als Alcibiades, ist ein Schwein, das immer nur an den Geschlechtsunterschied denkt.

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Man glaubt mit einem Mann zu sprechen und plötzlich fühlt man, daß sein Urteil aus dem Uterus kommt. Das beobachtet man häufig, und man sollte so gerecht sein, die Menschen nicht nach den physiologischen Merkmalen, die zufällig da sind, zu unterscheiden, sondern nach jenen, die fehlen.

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In der Sprachkunst nennt man es eine Metapher, wenn etwas »nicht im eigentlichen Sinne gebraucht wird«. Also sind Metaphern die Perversitäten der Sprache und Perversitäten die Metaphern der Liebe.

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Der Voyeur besteht die Kraftprobe des natürlichen Empfindens: Der Wille, das Weib mit dem Mann zu sehen, überwindet selbst den Widerwillen, den Mann mit dem Weib zu sehen.

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Worin könnte die Größe des Weibes liegen? In der Lust. Will ich das Weib, so habe ich die Lust. Und dazu habe ich keine Lust. Will sie mich, so sehe ich die Lust nicht. Und dazu habe ich auch keine Lust. Es bleibt also nichts übrig, als eine Distanz zu schaffen und sich aus dem Mitschuldigen in einen Zeugen zu verwandeln. Oder in den Richter, der ein Bekenntnis der Lust entreißt. Oder das Weib auszuschalten. Wenn man sich schon durchaus darauf kapriziert, den Wert des Weibes zu erkennen.

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In der Erotik gilt diese Rangordnung: Der Täter. Der Zeuge. Der Wisser.

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Das erotische Vergnügen ist ein Hindernisrennen.

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Nicht die Geliebte, die entfernt ist, sondern Entfernung ist die Geliebte.

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Mit Frauen muß man, wenn sie lange fort waren, Feste des Nichtwiedererkennens feiern.

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Perversität ist die Gabe, Vorstellungswerte und Empfindungen zu einem Ideal zu summieren.

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Als normal gilt, die Virginität im allgemeinen zu heiligen und im besondern nach ihrer Zerstörung zu lechzen.

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Was ist ein Wüstling? Einer, der auch dort noch Geist hat, wo andere nur Körper haben.

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Die Einteilung der Menschheit in Sadisten und Masochisten ist beinahe so töricht wie eine Einteilung in Esser und Verdauer. Von Abnormitäten muß man in jedem Falle absehen, es gibt ja auch Leute, die besser verdauen als essen und umgekehrt. Und so wird man, was den Masochismus und den Sadismus betrifft, getrost behaupten können, daß ein Gesunder über beide Perversitäten verfügt. Häßlich an der Sache sind bloß die Worte, besonders entwürdigend jenes, das sich von dem deutschen Romanschriftsteller herleitet, und es ist schwer, sich von den Bezeichnungen nicht den Geschmack an den Dingen verderben zu lassen. Trotzdem gelingt es einem Menschen mit künstlerischer Phantasie, vor einer echten Frau zum Masochisten zu werden und an einer unechten zum Sadisten. Man brutalisiert dieser die gebildete Unnatur heraus, bis das Weib zum Vorschein kommt. Die es schon ist, gegen die bleibt nichts mehr zu tun übrig, als sie anzubeten.

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Wenn man vom Sklavenmarkt der Liebe spricht, so fasse man ihn doch endlich so auf: die Sklaven sind die Käufer. Wenn sie einmal gekauft haben, ist’s mit der Menschenwürde vorbei: sie werden glücklich. Und welche Mühsal auf der Suche des Glücks! Welche Qual der Freude! Im Schweiße deines Angesichts sollst du deinen Genuß finden. Wie plagt sich der Mann um die Liebe! Aber wenn eine nur Wanda heißt, wird sie mit der schönsten sozialen Position fertig.

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Ist der »Masochismus« die Unfähigkeit, anders als im Schmerz zu genießen, oder die Fähigkeit, aus Schmerzen Genuß zu ziehen?

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Es gibt kein unglücklicheres Wesen unter der Sonne als einen Fetischisten, der sich nach einem Frauenschuh sehnt und mit einem ganzen Weib vorlieb nehmen muß.

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Tänzerinnen haben die Sexualität in den Beinen, Tenore im Kehlkopf. Darum täuschen sich die Frauen in den Tenoren und die Männer in den Tänzerinnen.

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Das eben ist der Unterschied der Geschlechter: die Männer fallen nicht immer auf einen kleinen Mund herein, aber die Weiber immer auf eine große Nase.

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Das Gehirn der Frau müßte zur Erhaltung ihrer Gesundheit in den Dienst ihrer Triebe gestellt werden. Das ist eine schöne Utopie. Hat einmal eine eines, so stellt sie die Triebe in den Dienst ihres Gehirns. Dann benützt sie ihr Geschlecht als Lasso, mit dem sie das Gehirn des Mannes einfängt.

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Eine schöne, aber keine echte Flamme der Sinnlichkeit, wenn sich der Spiritus entzündet!

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Ihre Brauen waren Gedankenstriche — manchmal wölbten sie sich zu Triumphbogen der Wollust.

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Sie gewährt, an die Pforte ihrer Lust zu pochen, und läßt die Schätze ahnen, von denen sie nicht gibt. Die Unlust des Wartenden bereichert indessen ihre Lust: sie nimmt dem Bettler ein Almosen ab und sagt, hier werde nichts ausgeteilt.

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Sie verkürzen sich die Zeit mit Kopfrechnen: er zieht die Wurzel aus ihrer Sinnlichkeit und sie erhebt ihn zur Potenz.

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Er hatte sie mit Lustgas betäubt, um eine schwere Gedankenoperation an ihr vorzunehmen.

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Siehe den Parallelismus von Witz und Erotik. Aus der Hemmung sind beide geboren. Dort ist sie ein Wehr im Fluß der Sprache, hier im Strom des Geschlechts. Strömt es ungedämmt, heilige Naturkraft macht uns ehrfürchtig erschauern: Das Weib koitiert genialisch ... Nur einen Buchstaben hinein, eine Hemmung des Gehirns, und wir wissen uns im Schutz einer Kultur, deren Schrecken uns nicht einmal mit Bewunderung erfüllen können: Die Dame kogitiert genitalisch.

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Das Vollweib betrügt, um zu genießen. Das andere genießt um zu betrügen.

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Man unterscheide culpose und dolose Frauen.

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Wenn der Dieb in der Anekdote stehlen geht, so hält ihm der Wächter das Licht. Diese Situation ist auch den Frauen nicht unerwünscht.

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Der ist ein unkluger Berater einer Frau, der sie vor Gefahren warnt.

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Das höchste Vertrauensamt: Beichtvater unterlassener Sünden.

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Sie hatte so viel Schamgefühl, daß sie errötete, wenn man sie bei keiner Sünde ertappte.

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Aus purer Romantik nimmt sich manche Schöne einen Handeljuden. Denn sie hofft immer, dann werde der erotische Raubritter auch nicht mehr weit sein.

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Es ist etwas eigenes um die gebildeten Schönen. Die Mythologie wird umgekrempelt. Athene ist schaumgeboren und Aphrodite in eherner Rüstung dem Haupte Kronions entsprossen. Klarheit entsteht erst wieder, wenn die Scheide am Herkuleswege ist.

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Schon wieder eine heldenmütige Frau! Wenn man nur endlich einsähe, daß die Tugenden des Mannes Krankheiten der Frau sind!

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Wohltätige Frauen sind oft solche, denen es nicht mehr gegeben ist, wohlzutun.

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Wohltätige Frauen stellen eine bestimmte und besonders gefährliche Form übertragener Sexualität dar: die Samaritiasis.

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Das Buch eines Weibes kann gut sein. Aber ist dann auch immer das Weib zu loben?

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Frauenkunst: Je besser das Gedicht, desto schlechter das Gesicht.

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Eine, die mit Vitriol umgeht, ist auch imstande, zur Tinte zu greifen.

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Daß eine Frau bei naher Betrachtung verliert, ist ein Vorzug, den sie mit jedem Kunstwerk gemein hat, an dem man nicht gerade Farbenlehre studieren will. Nur Frauen und Maler dürfen sich untereinander mikroskopisch prüfen und ihre Technik abschätzen. Wen die Nähe enttäuscht, der hat es nicht besser verdient. Solche Enttäuschungen lösen ihm die Rosenketten des Eros. Der Kenner aber versteht es, sie erst daraus zu flechten. Ihn enttäuscht nur die Frau, die in der Entfernung verliert.

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Es kann aber eine Wohltat der Sinne sein, von Zeit zu Zeit einem komplizierten Räderwerk nahezustehen. Die anderen sehen nur das Gehäuse mit dem schönen Zifferblatt; und es ist bequem, zu erfahren, wieviel’s geschlagen hat. Aber ich habe die Uhr aufgezogen.

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Auch in männermordenden Geisteskämpfen kann man manchmal einer Frau einen Blumenstrauß zuwerfen, ohne daß die Menge es merkt. Aber bei der zweiten Lektüre offenbart sich dem Feingefühl ein Pamphlet als Liebesbrief.

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Wenn der Wert der Frauen absolut meßbar ist, so ist er es gewiß eher nach der Fähigkeit, zu spenden, als nach dem Wert der Objekte, an die sie spenden. Nicht einmal dem Blitz, der statt in die Eiche in einen Holzschuppen einschlägt, darf man einen moralischen Vorwurf machen. Und dennoch besteht kein Zweifel, daß hier die Schönheit des Schauspiels wesentlich von der Würdigkeit des Objektes abhängt, während die Blitze der Sinnlichkeit bei größerem Abstand umso heller leuchten. Nur wenn die Eiche vergebens bittet, daß der Blitz sie erhöre, dann treffe den Blitz die Verdammnis!

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Viele Frauen möchten mit Männern träumen, ohne mit ihnen zu schlafen. Man mache sie auf das Unmögliche dieses Vorhabens nachdrücklich aufmerksam.

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Mit Frauen führe ich gern einen Monolog. Aber die Zwiesprache mit mir selbst ist anregender.

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Langweile und Unbequemlichkeit sind die Pole, zwischen denen das Entzücken an den Frauen schwankt. In ihrer äußersten Konsequenz sind sie entweder barmherzige Schwestern oder unbarmherzige Schwestern.

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Da das Halten wilder Tiere gesetzlich verboten ist, und die Haustiere mir kein Vergnügen machen, so bleibe ich lieber unverheiratet.

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Seiner ersten Geliebten trägt man keine Enttäuschung nach. Besonders, wenn man sie in der Turnstunde kennen gelernt hat und es eine Kletterstange war.

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Ein Weib ist manchmal ein ganz brauchbares Surrogat für die Selbstbefriedigung. Freilich gehört ein Übermaß von Phantasie dazu.

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Weiber sind oft ein Hindernis für sexuelle Befriedigung, aber als solches erotisch verwertbar.

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Sich im Beisammensein mit einer Frau vorzustellen, daß man allein ist — solche Anstrengung der Phantasie ist ungesund.

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Bei dem Vergnügen, das einer am Betrug empfindet, ist die Schönheit der Frau eine angenehme, wenn auch nicht notwendige Begleiterscheinung.

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In der Nacht sind alle Kühe schwarz, auch die blonden.

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Daß eine einen Buckel hat, dessen muß sie sich nicht bewußt sein. Aber daß sie einen Zwicker hat, sollte sie nicht leugnen.

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Von einem Bekannten hörte ich, daß er durch Vorlesen einer meiner Arbeiten eine Frau gewonnen hat. Das rechne ich zu meinen schönsten Erfolgen Denn wie leicht hätte ich selbst in diese fatale Situation geraten können.

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Aber ein so besonderes Vergnügen ist die Enthaltung vom Weibe auch nicht, das muß ich schon sagen!

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Wenn ein Frauenkenner sich verliebt, so gleicht er dem Arzt, der sich am Krankenbett infiziert. Berufsrisiko.

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Nur ein Mann sollte sich unglückliche Liebe zu Herzen nehmen Eine Frau sieht dabei so schlecht aus, daß ihr Unglück in der Liebe begreiflich wird.

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Ein Weib ohne Spiegel und ein Mann ohne Selbstbewußtsein — wie sollten die sich durch die Welt schlagen?

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Jedes Weib sieht aus der Entfernung größer aus als in der Nähe. Bei den Weibern ist also nicht nur die Logik und die Ethik, sondern auch die Optik auf den Kopf gestellt.

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Man kann eine Frau wohl in flagranti ertappen, aber sie wird noch immer Zeit genug haben, es in Abrede zu stellen.

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Es geht nichts über die Treue einer Frau, die in allen Lagen an der Überzeugung festhält, daß sie ihren Mann nicht betrüge.

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Die anständigen Frauen empfinden es als die größte Dreistigkeit, wenn man ihnen unter das Bewußtsein greift.

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Das Gesetz enthält leider keine Bestimmung gegen die Männer, die ein unschuldiges junges Mädchen unter der Zusage der Verführung heiraten und wenn das Opfer eingewilligt hat, von nichts mehr wissen wollen.

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Die einen verführen und lassen sitzen; die andern heiraten und lassen liegen. Diese sind die Gewissenloseren.

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Mancher rächt an einer Frau durch Gemeinheit, was er durch Torheit an ihr gesündigt hat.

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Den Frauen gegenüber ist man durch die Gesellschaftsordnung immer nur darauf angewiesen, entweder Bettler oder Räuber zu sein.

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Höchster Überschwang der Gefühle: Wenn du wüßtest, welche Freude du mir mit deinem Kommen bereitest — du tätest es nicht, ich weiß, du tätest es nicht!

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Er wollte seine Geliebte zur Freiheit verurteilen. Das lassen sie sich schon gar nicht gefallen.

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Treu und Glauben im Geschlechtsverkehr ist eine Börsenusance.

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Auch als Massage kann die tiefe Kniebeuge vor einer Frau Wunder tun.

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In der Liebe kommt es nur darauf an, daß man nicht dümmer erscheint, als man gemacht wird.

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Was ich weiß, macht mir nicht heiß.

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Eine Frau muß wenigstens so geschickt kokettieren können, daß der Gatte es merkt. Sonst hat er gar nichts davon.

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Nur der liebt eine Frau wahrhaft, der auch eine Beziehung zu ihren Liebhabern gewinnt. Im Anfang bildet das immer die größte Sorge. Aber man gewöhnt sich an alles, und es kommt die Zeit, wo man eifersüchtig wird und es nicht verträgt, daß ein Liebhaber untreu wird.

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Es müssen nicht immer Vorzüge des männlichen Charakters oder Geistes sein, was die Frauen zur Untreue veranlaßt. Was betrogen wird, ist vor allem die Lächerlichkeit der offiziellen Stellung, die der Besitzer einnimmt. Und dagegen bieten selbst körperliche Vorzüge nicht immer einen Schutz.

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Es genügt, eine Frau anzusehen, um eine tiefe Verachtung für ihre Liebhaber zu gewinnen. Nie aber möchte ich sie mit der Verantwortung für diese belasten.

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Wie viel gäbe er ihr, wenn sie ihn um seiner selbst willen liebte!

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Wenn’s einem kein Vergnügen macht, eine Frau zu beschenken, unterlasse man es. Es gibt Frauen, gegen die ein Danaidenfaß die reinste Sparbüchse ist.

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Ich kann mich so bald nicht von dem Eindruck befreien, den ich auf eine Frau gemacht habe.

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Er war so eifersüchtig, daß er die Qualen des Mannes empfand, den er betrog, und der Frau an die Gurgel fuhr.

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Müssen wir für die Mängel büßen, die der Schöpfer an den Weibern gelassen hat? Weil sie in jedem Monat an ihre Unvollkommenheit gemahnt werden, müssen wir verbluten?!

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Die Frau spürt die Schmerzen nicht, die der Mann ihr zufügt. Der Mann sogar die.

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Man muß endlich wieder dahin kommen, daß man nicht mehr an der Krankheit, sondern an der Gesundheit einer Frau zugrunde geht.

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So erhaben kann sich nie ein wertvoller Mann über ein wertloses Weib dünken, wie ein wertloser Mann über ein wertvolles Weib.

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Es ist die wichtigste Aufgabe, das Selbstunbewußtsein einer Schönen zu heben.

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Der Losgeher hat nichts zu verlieren. Der andere nähert sich einer Frau nicht, weil er einen ganzen Lebensinhalt, den er zitternd trägt, aus der Hand fallen lassen könnte.

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Das Tragische leitet seinen Ursprung von einem Bocksspiel her.

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Eine Nachtwandlerin der Liebe, die erst fällt, wenn sie angerufen wird.

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Sie lebte dem Gattungswillen entrückt, aber so oft sie liebte, selbst zu neuem Leben geboren. Sie war nicht zum Gebären geschaffen, sondern zum Geborensein.

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Zuerst sieht man eine, der andere ähnlich sehen. Dann eine, die ähnlich sieht. Schließlich aber ist keine mehr da und man sieht alles von selbst.

Vergleichende Erotik

So wird das Wunderbild der Venus fertig:
Ich nehme hier ein Aug, dort einen Mund,
hier eine Nase, dort der Brauen Rund.
Es wird Vergangenes mir gegenwärtig.

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Hier weht ein Duft, der längst verweht und weit,
hier klingt ein Ton, der längst im Grab verklungen.
Und leben wird durch meine Lebenszeit
das Venusbild, das meinem Kopf entsprungen.

Es ist nicht wahr, daß man ohne eine Frau nicht leben kann. Man kann bloß ohne eine Frau nicht gelebt haben.