Zum Hauptinhalt springen

630. Gang¹⁾. Weg²⁾. Kanal³⁾.

1) Passage, duct; path, avenue.
2) Way.
3) Canal, meatus.
1) Passage, voie, conduit; allée, avenue.
2) Chemin.
3) Cenal, méat, tuyeau, tube.
1) Condotto, androne, viale.
2) Cammino.
3) Canale.

Weg ist der allgemeinste Ausdruck, der überhaupt die Linie bezeichnet, die man sich von einem in Bewegung befindlichen Gegenstande zwischen zwei Punkten beschrieben denkt (vgl. Art. 221). Das Wort bezeichnet den Landweg wie den Wasserweg, den Fahrweg, den Fußweg, den Feldweg, Gartenweg, Wiesenweg, Waldweg usw., eine breite Straße wie eine schmale Gasse, einen Hauptweg und einen Seitenweg usw. Es wird im körperlichen wie im geistigen Sinne gebraucht. In der Anatomie spricht man z. B. von den Luftwegen, von den Wegen, die von einem Organe zum andern führen oder einzelne Teile eines Organs verbinden. Im geistigen Sinne bezeichnet Weg immer die Linie, auf der man nach einem Ziele strebt, z. B. der Weg zum Glück, der Wege zum Ruhme usw. „Viele Wege führen nach Rom.“ Sprichw. „Blutzeugen liegen stumm am Wege.“ Otto Erich Hartleben, Morituri. Meine Verse, Gesamtausgabe, Berlin 1905, S. 45. „Befiehl du deine Wege usw.“ Paul Gerhardt.

Gang dagegen bezeichnet nur einen schmalen, langen Verbindungsweg oder einen durch Beete oder Bäume eingerahmten Weg sowie einen in bestimmter Weise von der Umgebung sich abhebenden Weg, z. B. einen gepflasterten Gang im Hofe. In der Anatomie dient Gang zur Bezeichnung jedes Verbindungsweges, eines engen wie eines weiten. Im übertragenen Sinne bedeutet Gang das innerhalb einer Folge gleichartigen Tuns stehende Vollbringen einer gewissen Tätigkeit, z. B. ein Gang beim Fechten, beim Essen, Lehrgang usw. Gartenwege heißen Gänge, wenn sie sich zwischen gepflegten Beeten befinden. Ebenso spricht man von einem Baumgang, Laubengang usw.

Kanal (aus lat. canālis, Wasserrinne) bezeichnet im eigentlichen Sinne einen künstlich hergestellten Wasserweg zur Verbindung zweier Flußläufe, zweier Meere oder auch zweier Orte überhaupt, z. B. der Nordostseekanal usw. Zuweilen bezeichnet es auch einen engen Meeresarm oder eine enge Verbindungsstraße zwischen zwei Meeren, z. B. der Kanal zwischen England und Frankreich, der Canale grande in Venedig. In der Anatomie bezeichnet das Wort zum Unterschied von Weg und Gang nur die feinsten, engsten, rinnen- und röhrenartigen Verbindungswege zwischen verschiedenen Organen oder zwischen einzelnen Teilen eines Organs. Auch die Schleusen unter einer Stadt oder einem großen Orte, die den Unrat und Abfall hinwegschwemmen, nennt man Kanäle, z. B. Flutkanäle. Und man faßt dann das ganze Netz solcher Kanäle unter einer Stadt mit dem Namen Kanalisation zusammen. So spricht man von einer Schwemmkanalisation, die der Reinigung der Städte von Entleerungsund Abfallstoffen dient. Im übertragenen Sinne bezeichnet das Wort Kanal besonders die geheimen Wege, Mittel, Mittelspersonen usw., durch die Mitteilungen, Nachrichten usw. zu jemandes Kenntnis, zur Kenntnis des Publikums, der Öffentlichkeit usw. gelangen. So spricht man von den Kanälen der öffentlichen Meinung, von Kanälen, durch die die Anschauungen der Regierung oder einer Behörde usw. einer Zeitung, einem Interessentenkreise usw. zufließen. „Schiffer, zum Canale grande nach Venedig heimgekehrt.“ Karl Woermann, In den Lagunen (Zu Zwei’n im Süden, 2. Aufl., Dresden 1893, S. 123).