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293. Berüchtigt¹⁾. Berufen²⁾. Verschrieen³⁾. Verrufen⁴⁾.

1) To crush, grind.
2) Dash.
3) Bruise, dash to pieces.
4) To grind between the teeth.
1) Broyer.
2) Écraser (briser).
3) Fracasser.
4) Broyer entre les dents.
1) Macinare (triturare).
2) Rompere con fragore.
3) Fracassare.
4) Rompere co’ denti.

Berufen hat die allgemeinste Bedeutung; es drückt nur aus, daß eine Sache auf Grund von Tatsachen bekannt sei, und daß viel von ihr gesprochen werde. „Er schien fast glücklicher zu preisen, als die berufnen sieben Weisen.“ Hagedorn. „Die mensae Syracusanae waren durch die ganze Welt berufen.“ Goethe. Für berufen wird zuweilen auch beschreien gebraucht in der Bedeutung: sich in lauter, heftiger Weise über etwas aussprechen, wozu dann das Partizip beschreien gehört, d. h. durch lautes, ungestümes, oft auch prahlerisch herhorhebendes Reden bekannt. „Der ist edel, welches Taten weit und breit bekannt und beschreien sind.“ Agricola, Siebenhundertundfünfzig deutsche Sprichwörter. „Doch bis hierher zu weit entferntem Strande | kann Lieb und Haß den Dichter nicht beschreien (d. i. rühmen oder tadeln).“ „Ich war beschreien wie eine Preisgegebene (d. i. verrufen.)“ Immermann. Die ältere Zeit sagte dafür beschreit. „Die beschreite schöne Helena.“ Fischart. Berufen und beschrieen kann also sowohl in gutem, als auch in bösem Sinne stehen. Berüchtigt, verrufen und verschrieen wird dagegen nur von Dingen gesagt, die einen bösen Ruf haben; doch mit dem Unterschiede, daß verschrieen milder ist und gewöhnlich die Rechtmäßigkeit des nachteiligen Urteils nicht in sich schließt; es läßt wenigstens diese Rechtmäßigkeit vor der Hand unentschieden. Was aber berüchtigt (eig. worüber ein schlechtes Gerücht [das ist die niederdeutsche Form für das hochd. Gerüfte, wie niederd. sacht für hochd. sanft, nd. Lucht für hd. Luft usw., und Gerüfte ist das Verbalsubstantiv zu rufen] in Umlauf ist) ist, dessen Schädlichkeit erklärt man für gewiß, und was verrufen ist, dessen schlechter Ruf ist verdient. Verschrieen kann der ehrlichste Mann werden durch Verleumder, Neider, Toren. Mißbrauch und Affektation sind schuld, daß die unschuldigen Wörter Aufklärung und Empfindsamkeit jetzt sehr verschrieen sind, aber bloß verschrieen. „Die wohltätigen Einflüsse zweier so verschrieener Leidenschaften (die Eifersucht und Eigenliebe).“ Wieland. Luthers Lehre war anfangs sehr verschrieen, aber sie war nicht berüchtigt; denn das anfängliche ungünstige Urteil stellte sich bald als falsch heraus; Papst Bonifacius’ VIII. Bulle Unam Sanctam aber wird mit Recht die berüchtigte genannt. Die ältere Form für berüchtigt ist berüchtet, z. B. „Xantippe war zwar schlimm berüchtet.“ Weckherlin. Verrufen gebraucht man hauptsächlich von Orten, z. B. eine verrufene Spelunke, Gegend, Schlucht usw., doch auch von andern Gegenständen, z. B. „Jene berühmte, berufene und verrufene Literaturepoche (die Sturm- und Drangperiode).“ Goethe. „O du verrufener Hirt, weshalb doch führst du zur Stadt uns | solchen daher?“ Wiedasch.