Zum Hauptinhalt springen

228. Barmherzig¹⁾. Gnädig²⁾.

1) Compassionate (having pity upon). Miséricordieux.
Misericordioso.
2) Gracious (benign). Clément (gracieux).
Clemente (benigno).

Der Gegenstand der Barmherzigkeit ist der Elende und Leidende, der Gegenstand der Gnade ist ein Unwürdiger, ein Verbrecher, ein Sünder. Gnade (urspr. Ge-nade) ist verwandt mit nid = nieder, niedrig, und bezeichnet eigentlich das Niederlassen oder die Ruhe, daher heißt in Luthers Bibelübersetzung der Deckel der Bundeslade der Gnadenstuhl, weil nach dem Glauben des Volkes Jehova auf demselben ruhte; dann bedeutet es die Herablassung eines Höheren gegen einen Niedrigen, in diesem Sinne spricht man von der Gnade des Königs, von gnädigen Herren und gnädigen Frauen. Hieraus entwickelte sich die Bedeutung: Huld gegen einen, der eigentlich Strafe verdient hat. In dieser Bedeutung ist das Wort gegenwärtig am gebräuchlichsten und bildet den Gegensatz zur strengen Gerechtigkeit. Gott gibt dem Sünder Gnade, der Landesherr begnadigt den Verbrecher. Der Samariter, Luk. 10, 33, war barmherzig gegen den verwundeten hilflosen Juden, der unter die Mörder gefallen war. David erzeigte hingegen dem Simei Gnade, weil er ihm eine Beleidigung vergab und ihn nicht bestrafte, wie er es verdient hatte. 2. Sam. 19, 23. „Tüchtiger tätiger Mann verdiene dir und erwarte: von den Großen Gnade, von den Mächtigen Gunst, von den Tätigen und Guten — Förderung, von der Menge — Neigung, von dem Einzelnen — Liebe.“ Goethe, Spr. i. Pr. 6.