Die Beobachter der Gestirne


Vierundzwanzig Priester wohnen in den Nebengebäuden des Tempels; sie singen viermal des Tages Psalmen, Mittag, Mitternacht, Morgens und Abends. Es ist zugleich ihres Amtes, die Sterne zu beobachten, ihre Bewegungen mittelst des Astrolabiums aufzunehmen und ihren Einfluss auf die menschlichen Dinge und ihre verschiedenen Wirkungen zu studieren. Sie wissen auch stets, was für Naturereignisse in den verschiedenen Teilen des Weltalls vor sich gegangen sind oder eintreten werden, sowie auch den ganz genauen Zeitpunkt, wann solche bevorstehende Ereignisse eintreten müssen; sie senden Kundschafter aus, die das Resultat ihrer eigenen Beobachtungen bestätigen müssen, um zu erfahren, worin sie das Richtige getroffen oder sich geirrt haben, um danach ihre Berechnungen durch der Letzteren Erfahrungen zu berichtigen.

Die Priester haben auch den Zeitpunkt der geschlechtlichen Vereinigung, der Aussaat und Ernte, sowie der Weinlese zu bestimmen; sie sind die Dolmetscher und Vermittler, das lebendige Band zwischen Gott und den Menschen. Der Metaphysikus (Sol) wird gewöhnlich aus ihnen gewählt.

Sie schreiben in der Einsamkeit wunderbare Dinge und vertiefen die Wissenschaften.

Sie kommen aus ihren gelten nur zu den Mahlzeitszeiten herab und pflegen geschlechtlichen Umgang mit den Weibern nur aus Gesundheitsrücksichten.

Sol stattet den Priestern alle Tage Besuche ab und unterhält sich mit ihnen über das, was sie etwa Neues, zunächst zum Wohle der Stadt, sodann zum Besten der Nationen der ganzen Welt, entdeckt haben.

Ein Solarier bleibt beständig vor dem Altar im Innern des Tempels. Er wird alle Stunden abgelöst, wie das bei uns bei dem feierlichen vierzigstündigen Gebet der Fall ist. Diese Art des Gebetes heißt bei ihnen das ununterbrochene Opfer.


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