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Idealismus

Idealismus s. Gut, höchstes. Der kritische oder transzendentale Idealismus unterscheidet sich vom Realismus dadurch, daß er die Gegenstände der äußeren und inneren Wahrnehmung als solche nicht als Dinge an sich, sondern als Erscheinungen (s. d.) bestimmt, d. h. ihnen eine Existenz nur als Glieder eines möglichen Erfahrungszusammenhanges und im Bedingtsein durch die Formen der anschaulich-verstandesmäßigen Erkenntnis zuschreibt. Vom subjektiv-psychologischen Idealismus unterscheidet er sich durch zweierlei: 1. die Annahme eines vom Erkennen unabhängigen „Ding an sich“ als Grund des Gegebenseins sinnlicher Daten zu einer Erfahrung; 2. die Betonung der „empirischen Realität“ der Dinge als Erscheinungen, d. h. die für alle erkennenden Subjekte gültige Notwendigkeit, Gesetzlichkeit ihres Daseins und ihrer Verbindungen, im Unterschiede von den subjektiv-wechselnden Erlebnissen und Vorstellungsverbindungen. Wenn auch die Welt der Erscheinungen ein „Bewußtsein überhaupt“ und das logische, „reine“ Subjekt des Erkennens voraussetzt, so ist sie doch vom subjektiv-psychologischen, jeweiligen Bewußtsein unabhängig, welches vielmehr umgekehrt sich nach der Gesetzlichkeit des Erfahrungszusammenhanges und der in diesem gegebenen Objekte (s. d.) richten muß. Die Wirklichkeit ist so von Schein, Traum, Illusion u. dgl. scharf, in methodischer Bestimmtheit, unterschieden; das empirisch-psychologische Subjekt ist nicht der Erzeuger der Erscheinungswelt, sondern nimmt selbst in dieser eine Stelle ein, ist selbst schon durch die Formen des transzendentalen Bewußtseins logisch bedingt (s. Ich). Der kritische Idealismus stützt sich zum Teil auf die „Antinomien“ (s. d.) der reinen Vernunft, dient aber auch selbst zu deren Beseitigung wie auch zur Darlegung der Möglichkeit apriorischer Erkenntnis und der Übereinstimmung der Erkenntnis mit der Wirklichkeit, die ja beide gemeinsame Konstituenten, Voraussetzungen haben (vgl. Deduktion). Gibt man dem „Ding an sich“ eine rein idealistische Deutung (zu der manche Äußerung Kants zu berechtigen scheint, ohne daß man ihn aber einer endgültigen Preisgabe des Restes von Realismus im engeren Sinne bezichtigen kann), dann bleibt doch wenigstens der empirische Realismus eine Seite oder ein Element des krit. Idealismus, der also kein „Subjektivismus“ ist. Der Kantsche Idealismus betont ferner die praktische Geltung der Ideen (s. d.) der Vernunft, welche nicht bloß eine die Erkenntnis regulierende, auf höchste, systematische Einheit (s. d.) richtende Bedeutung haben, sondern unser Wollen und Handeln regeln, indem sie in unsere Zwecke Einheit bringen (vgl. Vernunft, praktische Realität).

Der „materiale Idealismus“ ist „die Theorie, welche das Dasein der Gegenstände im Raum außer uns entweder bloß für zweifelhaft und unerweislich, oder für falsch und unmöglich erklärt“. Der erstere ist der „problematische“ Idealismus des Cartesius, der nur die empirische Behauptung: Ich bin, für ungezweifelt erklärt; der zweite ist der „dogmatische“ Idealismus des Berkeley, „der den Raum, mit allen den Dingen, welchen er als unabtrennliche Bedingung anhängt, für etwas, was an sich selbst unmöglich sei, und darum auch die Dinge im Raum für bloße Einbildung erklärt“. Gegen den materialen Idealismus ist darzutun, „daß wir von äußeren Dingen auch Erfahrung und nicht bloß Einbildung haben“. Das wird bewiesen, indem man zeigt, „daß selbst unsere innere, dem Cartesius unbezweifelte Erfahrung nur unter Voraussetzung äußerer Erfahrung möglich sei“, KrV tr. Anal. 2. B. 2. H. 3. Abs. 4. Widerlegung des Idealismus (I 255 f.—Rc 316); vgl. Außenwelt. Die Lehre von der „Idealität äußerer Erscheinungen“, d. h. hier von der „Ungewißheit“ derselben, ist „Idealismus“. Er schließt so: „Dasjenige, auf dessen Dasein nur als einer Ursache zu gegebenen Wahrnehmungen geschlossen werden kann, hat eine nur zweifelhafte Existenz.“ „Nun sind alle äußeren Erscheinungen von der Art, daß ihr Dasein nicht unmittelbar wahrgenommen, sondern au Jsie als die Ursache gegebener Wahrnehmungen allein geschlossen werden kann.“ „Also ist das Dasein aller Gegenstände äußerer Sinne zweifelhaft.“ Dies ist der vierte der „Paralogismen“ (s. d.) der reinen Vernunft. „Idealist“ ist also nicht derjenige, der das Dasein äußerer Gegenstände der Sinne leugnet, sondern der „nur nicht einräumt, daß es durch unmittelbare Wahrnehmung erkannt werde, daraus aber schließt, daß wir ihrer Wirklichkeit durch alle mögliche Erfahrung niemals völlig gewiß werden können“, KrV 1. A. tr. Dial. 2. B. 1. H. 4. Paralogismus (I 742— Rc 449 ff.).

Es gibt einen „empirischen“ und einen „transzendentalen“ Idealismus. Letzterer ist der Lehrbegriff, nach welchem wir alle Erscheinungen (s. d.) „als bloße Vorstellungen und nicht als Dinge an sich selbst“ ansehen, und wonach „Zeit und Raum nur sinnliche Formen unserer Anschauung, nicht aber für sich gegebene Bestimmungen oder Bedingungen der Objekte als Dinge an sich selbst sind“. Diesem Idealismus ist entgegengesetzt der „transzendentale Realismus“, der Zeit und Raum als etwas an sich Gegebenes ansieht und die äußeren Erscheinungen (wenn man ihre Wirklichkeit einräumt) als „Dinge an sich selbst“ betrachtet. Er spielt zuweilen nachher auch den empirischen Idealisten, der die als an sich existierend angenommenen Gegenstände der Sinne für ungewiß ausgibt. „Der transzendentale Idealist kann hingegen ein empirischer Realist, mithin, wie man ihn nennt, ein Dualist sein, d i. die Existenz der Materie einräumen, ohne aus dem bloßen Selbstbewußtsein hinauszugehen, und etwas mehr als die Gewißheit der Vorstellungen in mir, mithin das Cogito, ergo sum, anzunehmen. Denn weil er diese Materie und sogar deren innere Möglichkeit bloß für Erscheinung gelten läßt, die von unserer Sinnlichkeit abgetrennt nichts ist, so ist sie bei ihm nur eine Art Vorstellungen (Anschauung), welche äußerlich heißen, nicht als ob sie sich auf an sich selbst äußere Gegenstände bezögen, sondern weil sie Wahrnehmungen auf den Raum beziehen, in welchem alles außereinander, er selbst, der Raum, aber in uns ist.“ „Für diesen transzendentalen Idealismus haben wir uns schon im Anfange erklärt.“ Das Zeugnis unseres bloßen Selbstbewußtseins beweist das Dasein der Materie (der Körper, der Außenwelt). „Denn ich bin mir doch meiner Vorstellungen bewußt; also existieren diese und ich selbst, der ich diese Vorstellungen habe. Nun sind aber äußere Gegenstände (die Körper) bloß Erscheinungen, mithin auch nichts anderes als eine Art meiner Vorstellungen, deren Gegenstände nur durch diese Vorstellungen etwas sind, von ihnen abgesondert aber nichts sind. Also existieren ebensowohl äußere Dinge, als ich Selbst existiere...“ „Ich habe in Absicht auf die Wirklichkeit äußerer Gegenstände ebensowenig nötig zu schließen, als in Ansehung der Wirklichkeit des Gegenstandes meines inneren Sinnes (meiner Gedanken), denn sie sind beiderseitig nichts als Vorstellungen, deren unmittelbare Wahrnehmung (Bewußtsein) zugleich ein genugsamer Beweis ihrer Wirklichkeit ist.“ „Also ist der transzendentale Idealist ein empirischer Realist und gesteht der Materie als Erscheinung eine Wirklichkeit zu, die nicht geschlossen werden darf, sondern unmittelbar wahrgenommen wird.“ Die äußeren Dinge (als solche) sind nicht „selbständige Wesen“, deren Existenz problematisch ist, sondern „Erscheinungen, d. i. Vorstellungen in uns“. Das Etwas, das die „Ursache“ unserer äußeren Anschauungen ist, der „transzendentale Gegenstand“, ist unbekannt; er ist nicht eins mit dem „empirischen Gegenstand“, welcher ein „äußerer“ (Körper, Materie) ist, sofern er im Raume vorgestellt wird, und ein „innerer Gegenstand“, sofern er in der Zeit allein ist. Der empirisch äußere Gegenstand (im Raume) kann „durch keine Einbildungskraft gedichtet und hervorgebracht werden“, sondern ist in der äußeren Wahrnehmung wirklich gegeben und „korrespondiert“ insofern unseren äußeren Anschauungen. Im einzelnen ist das „wirklich“ (s. d.), „was mit einer Wahrnehmung nach empirischen Gesetzen zusammenhängt“, wodurch es von Einbildung, Traum u. dgl. scharf unterschieden ist, ibid. (I 744 ff.— Rc 452 ff.). Der „dogmatische“ Realist ist jener, der das Dasein der Materie leugnet, der „skeptische“ jener, der sie bezweifelt, ibid.

Gemäß dem transzendentalen („formalen“) Idealismus sind „alle Gegenstände einer uns möglichen Erfahrung“ (d. h. „alles, was im Raume oder der Zeit angeschaut wird“) nichts als „Erscheinungen“, d. h. „Vorstellungen“, „die so, wie sie vorgestellt werden, als ausgedehnte Wesen oder Reihen von Veränderungen, außer unseren Gedanken keine an sich gegründete Existenz haben“. Der „Realist in transzendentaler Bedeutung“ hingegen macht aus diesen „Modifikationen unserer Sinnlichkeit“ „an sich subsistierende Dinge und daher bloße Vorstellungen zu Sachen an sich selbst“. Der „empirische Idealismus“ wiederum betrachtet den Raum als wirklich, leugnet aber „das Dasein der ausgedehnten Wesen in demselben“ oder findet es wenigstens zweifelhaft, so daß zwischen Traum und Wahrheit kein genugsam erweislicher Unterschied besteht. „Unser transzendentaler Idealismus erlaubt es dagegen, daß die Gegenstände äußerer Anschauung, ebenso wie sie im Raume angeschaut werden, auch wirklich sind, und in der Zeit alle Veränderungen, so wie sie der innere Sinn vorstellt. Denn da der Raum schon eine Form derjenigen Anschauung ist, die wir die äußere nennen, und ohne Gegenstände in demselben es gar keine empirische Vorstellung geben würde, so können und müssen wir darin ausgedehnte Wesen als wirklich annehmen, und ebenso ist es auch mit der Zeit.“ Raum und Zeit selbst aber samt dem Inhalt derselben sind „nichts als Vorstellungen“ und können nicht „außer unserem Gemüt“ existieren. „In dem Raume aber und der Zeit ist die empirische Wahrheit der Erscheinungen genugsam gesichert und von der Verwandtschaft mit dem Traume hinreichend unterschieden, wenn beide nach empirischen Gesetzen in einer Erfahrung richtig und durchgängig zusammenhängen.“ Die Gegenstände der Erfahrung sind nicht an sich selbst gegeben, sie existieren nicht außer der Erfahrung; in der wirklichen Wahrnehmung sind sie gegeben oder aber in „möglichen Wahrnehmungen“, zu denen man „im Fortgange der Erfahrung“ unter bestimmten Bedingungen gelangen könnte und müßte. In diesem Sinne nur existieren Dinge (als Erscheinungen) schon vor ihrer (wirklichen) Wahrnehmung; außerdem noch, insofern sie im Ding an sich (transzendentalen Objekt, s. d.) gegründet sind. Für uns sind sie nur wirklich, sofern wir uns denken, daß eine „regressive Reihe möglicher Wahrnehmungen“ am Leitfaden der Kausalität nach empirischen Gesetzen zu ihnen führt. Der Gedanke des Inbegriffs aller existierenden Gegenstände in aller Zeit und in allen Raumen ist nur „der Gedanke von einer möglichen Erfahrung in ihrer absoluten Vollständigkeit“. Daß man sagt, die Gegenstände existieren „vor aller meiner Erfahrung“, bedeutet nur, „daß sie in dem Teile der Erfahrung, zu welchem ich, von der Wahrnehmung anhebend, allererst fortschreiten muß, anzutreffen sind“. „Die Ursache der empirischen Bedingungen dieses Fortschritts, mithin auf welche Glieder, oder auch, wie weit ich auf dergleichen im Regressus treffen könne, ist transzendental und mir daher notwendig unbekannt“, KrV tr. Dial. 2. B. 2. H. 6, Abs. (I 438 ff.— Rc 570 ff.); vgl. Objekt, Ding, Erscheinung. Der transzendentale Idealismus ist der Schlüssel zur Auflösung der kosmologischen Dialektik, der Antinomien (s. d.). Umgekehrt läßt sich aus diesem Antinomien die Idealität der Erscheinungen indirekt beweisen, durch folgendes Dilemma: „Wenn die Welt ein an sich existierendes Ganzes ist, so ist sie entweder endlich oder unendlich. Nun ist das Erstere sowohl als das Zweite falsch... Also ist es auch falsch, daß die Welt (der Inbegriff aller Erscheinungen) ein an sich existierendes Ganzes sei. Woraus denn folgt, daß Erscheinungen überhaupt außer unseren Vorstellungen nichts sind, welches wir eben durch die transzendentale Idealität derselben sagen wollten“, ibid. 7. Abs. (I 449 f.—Rc 583).

„Der Idealismus besteht in der Behauptung, daß es keine anderen als denkende Wesen gebe; die übrigen Dinge, die wir in der Anschauung wahrzunehmen glauben, wären nur Vorstellungen in den denkenden Wesen, denen in der Tat kein außerhalb diesen befindlicher Gegenstand korrespondierte. Ich dagegen sage: Es sind uns Dinge als außer uns befindliche Gegenstände unserer Sinne gegeben, allein von dem, was sie an sich selbst sein mögen, wissen wir nichts, sondern kennen nur ihre Erscheinungen, d. i. die Vorstellungen, die sie in uns wirken, indem sie unsere Sinne affizieren. Demnach gestehe ich allerdings, daß es außer uns Körper gebe, d. i. Dinge, die, obzwar nach dem, was sie an sich selbst sein mögen, uns gänzlich unbekannt, wir durch die Vorstellungen kennen, welche ihr Einfluß auf unsere Sinnlichkeit uns verschafft, und denen wir die Benennung eines Körpers geben, welches Wort also bloß die Erscheinung jenes uns unbekannten, aber nichtsdestoweniger wirklichen Gegenstandes bedeutet, Kann man dieses wohl Idealismus nennen? Es ist ja gerade das Gegenteil davon.“ Wenn auch alle Qualitäten samt der Ausdehnung und Materialität bloß zu den Erscheinungen gehören, so wird dadurch doch nicht „die Existenz des Dinges, was erscheint“ aufgehoben, Prol. § 13 Anmerk. II (III 43 f.). Der „transzendentale Idealismus“ betrifft „nicht die Existenz der Sachen“, sondern bloß die „sinnliche Vorstellung der Sachen, dazu Raum und Zeit zuoberst gehören“. Besser aber heißt dieser Idealismus der „kritische“ Idealismus, ibid. § 13 Anmerk. III (III 49). „Der Satz aller echten Idealisten, von der eleatischen Schule an bis zum Bischof Berkeley ist in dieser Formel enthalten: ‚alle Erkenntnis durch Sinne und Erfahrung ist nichts als lauter Schein, und nur in den Ideen des reinen Verstandes und Vernunft ist Wahrheit‘.“ „Der Grundsatz, der meinen Idealismus durchgängig regiert und bestimmt, ist dagegen: ‚Alle Erkenntnis von Dingen aus bloßem reinen Verstande oder reiner Vernunft ist nichts als lauter Schein, und nur in der Erfahrung ist Wahrheit‘.“ Bei Berkeley kann die Erfahrung keine Kriterien der Wahrheit haben, weil von ihm den Erscheinungen derselben nichts a priori zugrunde gelegt wird, während im „kritischen“ („formalen“) Idealismus „Raum und Zeit (in Verbindung mit den reinen Verstandesbegriffen) a priori aller möglichen Erfahrung ihr Gesetz vorschreiben, welches zugleich das sichere Kriterium abgibt, in ihr Wahrheit von Schein zu unterscheiden“. „Der eigentliche Idealismus hat jederzeit eine schwärmerische Absicht und kann auch keine andere haben; der meinige aber ist lediglich dazu, um die Möglichkeit unserer Erkenntnis a priori von Gegenständen der Erfahrung zu begreifen, welches ein Problem ist, das bisher noch nicht aufgelöst, ja nicht einmal aufgeworfen worden. Dadurch fällt nun der ganze schwärmerische Idealismus, der immer (wie auch schon aus dem Plato zu ersehen) aus unseren Erkenntnissen a priori (selbst denen der Geometrie) auf eine andere (nämlich intellektuelle) Anschauung als die der Sinne schloß, weil man sich gar nicht einfallen ließ, daß Sinne auch a priori anschauen sollten.“ „Mein sogenannter (eigentlich kritischer) Idealismus ist also von ganz eigentümlicher Art, nämlich so, daß er den gewöhnlichen umstürzt, daß durch ihn alle Erkenntnis a priori, selbst die der Geometrie, zuerst objektive Realität bekommt, welche ohne diese meine bewiesene Idealität des Raumes und der Zeit selbst von den eifrigsten Realisten gar nicht behauptet werden könnte“, Prol. Anh. Probe eines Urteils.. u. 2. Anm. (III 151 ff.); vgl. Beilage I (III 171). Es ist der Satz (des transzendentalen, kritischen, formalen Idealismus): „daß alle Vorstellungen der Sinne uns nur die Gegenstände als Erscheinungen zu erkennen geben“, „ganz und gar nicht mit dem Urteile einerlei, sie enthielten nur den Schein von Gegenständen, wie es der Idealist behaupten würde“, Fortschr. d. Metaph. 1. Abt. Gesch. d. Transzendentalphilosophie (V 3, 94).

Der („reale“) Idealismus kann „1. dadurch widerlegt werden, daß man zeigt, es müsse die Vorstellung äußerer Dinge nicht in der Einbildungskraft liegen, sondern in einem äußeren Sinne, weil die Form der Vorstellung in der Zeit, ohne die im Raume mit dazu zu nehmen, kein empirisches Bewußtsein seines eigenen Daseins in der Zeit, mithin keine innere Erfahrung möglich machen würde“; „2. dadurch, daß die Materie der Vorstellungen im Raume ohne einen äußeren Sinn unmöglich im Gemüte stattfinden würde. Denn die Einbildungskraft kann nur dadurch, daß sie den äußeren Sinn (in dem Inneren des Organs desselben) affiziert, eine Vorstellung vom Äußeren verschaffen, und es würde kein Stoff zu äußeren Vorstellungen in der Einbildung sein, wäre nicht ein äußerer Sinn da.“ „3. Weil die Einbildungskraft und ihr Produkt selbst nur Gegenstand des inneren Sinnes ist, so kann das empirische Bewußtsein (apprehensio) dieses Zustandes nur Sukzession enthalten. Aber diese kann selbst nicht anders als durch das Beharrliche, womit jenes Sukzessive zugleich ist, vorgestellt werden. Dieses Beharrliche, mit welchem das Sukzessive zugleich ist, d. i. der Raum, kann nun nicht wiederum Vorstellung der bloßen Einbildungskraft, sondern muß Vorstellung des Sinnes sein, weil sonst jenes Bleibende gar nicht in der Sinnlichkeit sein würde“, N 6313 vgl. 6314 ff., 5653. „Mein scheinbarer Idealism ist die Einschränkung der sinnlichen Anschauung auf bloße Erfahrung und Verhütung, daß wir nicht mit ihnen über die Grenze derselben zu Dingen an sich selbst ausschweifen.“ „Der Idealist räumt ein, daß wirklich Ausdehnung und Körper außer uns sein könnten, aber nicht wirklich seien, also bloß ein Traum in uns. Wir behaupten, daß diese lauter Vorstellungen und nur in uns sein können, aber ihre Gegenstände gleichwohl außer uns sein mögen, aber wir von dem, was sie an sich seien, nichts wissen“, N 5642. „Ob wir wohl Dinge als zugleich existierend denken könnten, wenn sie bloß das, was in uns und in unserem Gemüt ist, repräsentierten. Die Gedanken in mir sind nicht zugleich“, N 6345. „Der theoretische Idealismus: daß es keine äußere Welt gebe; der praktische: daß unsere Glückseligkeit davon nicht abhänge; der logische: indem man die sensitive (Erkenntnis) für unvollkommen hält und bloß allgemeine Spekulation liebt. Der ästhetische Idealismus würde der sein, der nicht eine schönere Welt als die wirkliche schildert, sondern das Gemüt disponiert, die Welt zu verschönern“, N 230. „Idealismus der Erscheinungen: Wir sind zum Teil Schöpfer derselben aus dem Standpunkte, den wir annehmen, Dichter“, N 254. „Der Idealismus des Geschmacks besteht darin, daß die Originale ideal sind, und nicht gegebene Modelle“, N 233. „Der praktische Idealismus (nicht des Hirngespinsts, sondern der Vernunft, Idealismus der Weisheit): daß die Welt nur dasjenige sei, wozu wir sie machen, daß sie in einem fröhlichen Gemüte heitere, und einem trübsinnigen düstere Aussichten gebe.“ „Daß wir in uns selbst die Gründe eines glückseligen Zustandes sehen müssen. Epikur und Aristipp“, N 234. Die transzendentale Philosophie ist „ein Idealism, der nämlich das Subjekt sich selbst konstituiert“, Altpreuß. Mth. XXI 374; „das formale System der Ideen, dadurch das Subjekt sich selbst zum Objekt macht“, ibid. XXI 373 (vgl. XXI 368); „die Selbstschöpfung (Autokratie) der Ideen zum einem vollständigen System der Gegenstände der reinen Vernunft“, ibid. Der transzendentale Idealismus ist der „Schlüssel zur Eröffnung aller Geheimnisse des ganzen Weltsystems“, ibid. XXI 339. Vgl. Außenwelt, Erscheinung, Objekt, Ding an sich, Ich, Kritizismus, Transzendentalphilosophie, Antinomie.