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Antizipationen

Antizipationen der Wahrnehmung. Zu den obersten, und zwar „mathematischen“ Grundsätzen (s. d.) des reinen Verstandes gehören die „Antizipationen der Wahrnehmung“. Das „Prinzip“ derselben ist: „In allen Erscheinungen hat das Reale, was ein Gegenstand der Empfindung ist, intensive Größe, d. i. einen Grad“, KrV tr. Anal. 2. B. 2. H. 3. Abs. 2 (I 205—Rc 262); ibid. 1. Antizipation: „Der Grundsatz, welcher alle Wahrnehmungen, als solche, antizipiert, heißt so: In allen Erscheinungen hat die Empfindung und das Reale, welches ihr an dem Gegenstande entspricht (realitas phaenomenon), eine intensive Größe, d. i. einen Grad“; (den „Beweis“ dafür vgl. unter „Intensität“). — „Antizipation“ ist „alle Erkenntnis, wodurch ich dasjenige, was zur empirischen Erkenntnis gehört, a priori erkennen und bestimmen kann“ (die prolêpsis des Epikur). An den Erscheinungen ist das Empirische, die Empfindung selbst das, was nicht antizipiert werden kann. Die „reinen Bestimmungen im Raume und in der Zeit, sowohl in Ansehung der Gestalt als Größe“, sind „Antizipationen der Erscheinungen“, weil sie „dasjenige a priori vorstellen, was immer in der Erfahrung gegeben werden mag“. Es gibt nun aber „an jeder Empfindung als Empfindung überhaupt (ohne daß eine besondere gegeben sein mag)“ etwas, was sich a priori erkennen läßt und was im besonderen „Antizipationen“ genannt zu werden verdient, ibid. (I 206—Rc 263). Und dies ist die Eigenschaft der Empfindung, einen Grad, eine intensive Größe zu haben, die noch immer vermindert werden kann, so daß zwischen Realität (s. d.) und Negation ein stetiger Übergang „möglicher Realitäten“ und „möglicher kleinerer Wahrnehmungen“ zu denken ist. Alle Erscheinungen sind daher „kontinuierliche Größen“, ibid. (I 208—Rc 265). Es kann daher aus der Erfahrung nie ein Beweis vom leeren Raume oder einer leeren Zeit gezogen werden, ibid. (I 211 f.—Rc 267 f.). Die Qualität der Empfindung ist empirisch und kann nicht antizipiert werden. Nur die Eigenschaft derselben, einen Grad zu haben, kann a priori erkannt werden. „Es ist merkwürdig, daß wir an Größen überhaupt a priori nur eine einzige Qualität, nämlich die Kontinuität, an aller Qualität aber (dem Realen der Erscheinung) nichts weiter a priori, als die intensive Quantität derselben, nämlich, daß sie einen Grad haben, erkennen können; alles Übrige bleibt der Erfahrung überlassen“, ibid. (I 213—Rc 271); vgl. Prol. § 24 (III 66). Vgl. Intensität, Realität.