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Assoziationen der Tiere

Da alle Erkenntnis, also auch die Erkenntnis der Tiere, Gedächtnis ist, und da Gedächtnis so auf einer zunächst irrtümlichen Gleichsetzung und späteren Vergleichung zweier Wahrnehmungen beruht, so läßt sich nicht daran zweifeln, dass auch die sprachlose Welterkenntnis der Tiere ebenso metaphorisch ist wie assoziativ. Wir können uns bequem vorstellen, dass für den Raubvogel bestimmte Gesichtseindrücke, für den Hund bestimmte Geruchswahrnehmungen Assoziationszentren bilden, welche metaphorisch zu einem Bedeutungswandel dieser Sinneserinnerungen führen; wir können uns bequem vorstellen, wie ein bestimmter Geruch für den Hund seinen Herrn und sein Haus, sein regelmäßiges Essen und die Peitsche und zu alledem noch eine Art Hundereligion bedeutet. Zu manchen Orientierungen in der Wirklichkeitswelt sind gewiß diese Gesichts- und Geruchsassoziationszentren geeigneter, als es die Sprache der Menschen ist. Aber die Menschensprache liefert der Orientierung mit ihren Tausenden von scharf differenzierten Worten, welche einen durch Jahrtausende langsam verbesserten Weltkatalog darstellen, und durch ihre Hunderte von Variationen dieser Worte, welche Beziehungen ungefähr ausdrücken, Assoziationszentren von so erstaunlicher Menge und Bereitschaft, dass der menschliche Reichtum an Assoziationen oder Metaphern wirklich den Reichtum des Raubvogels oder des Hundes an Weltübersicht bedeutend übertreffen muß. Ein Konversationslexikon, welches der Adler auf seine Gesichtsassoziationszentren, der Hund auf seine Geruchsassoziationszentren aufbauen wollte, wäre innerhalb eines bestimmten Kreises noch für den Menschen sehr aufschlußreich; aber die historischen, chemischen und astronomischen Daten unserer Lexika würden größtenteils darin fehlen.