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XI. Die Metapher

Theologische Ansicht

Unter der tausendjährigen Herrschaft des Christentums (also etwa von Augustinus bis Descartes) ist auch über den Ursprung der Sprache viel unerträgliches Zeug geschrieben worden. Gott, der die Arten geschaffen hatte, hätte die einzelnen Völker auch ihre Sprachen gelehrt.

Man muß nur den Märchenton dieser Sätze tief genug empfinden, um sich mit einer Antwort nicht aufzuhalten. Auch die verschämte theologische Erklärung, der Ursprung des Lebens, sowie die Anlage zur Sprache stamme von der Schöpfung her und habe sich dann aus dem gelegten Keime weiter entwickelt, führt nicht weiter.

In neuer Zeit hat man für den Ursprung des Lebens — auch Helmholtz hat das leider unterschrieben — die unfreiwillig komische Erklärung versucht, die ersten mikroskopischen Organismen seien aus dem Weltraum mit einem Meteor auf die Erde gekommen. Das Meteor ist wahrhaftig wie der große Unbekannte, auf den sich jeder Spitzbube beruft.

Das Altertum war natürlich klüger, wie überall da, wo erst das Christentum das Denkvermögen schwächte; Platon blieb wenigstens innerhalb der Wirklichkeitswelt, als er die Sprache durch die Onomatopöie, die Schallnachahmung, entstehen ließ. Der glaubhaften Schallnachahmungen gibt es aber in den lebendigen Sprachen so wenige, dass dieser Ausspruch längst nicht mehr ernst genommen wird.

Etwas Zuverlässiges, auf Erfahrung Begründetes läßt sich natürlich nicht über den Ursprung der Sprache wissen. Induktion ist also ausgeschlossen. Deduktion aus Begriffen führt nur zu Tautologien.

Wollen wir uns also den Ursprung der Sprache dennoch vorstellen, so müssen wir es metaphorisch, bildlich tun, und wir werden dabei mehr gewinnen als durch kühne Behauptungen. Ich will die Hauptbegriffe vorläufig in ihrem landläufigen Sinne nehmen und hoffen, dass wir am Schlüsse dieser Überlegung zu dieser Landläufigkeit wieder ein Fragezeichen setzen müssen.