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Interjektionen

Es gibt zahlreiche sogenannte Interjektionen, welche schon die gegenwärtige Grammatik als elliptische Sätze aufzufassen sich gewöhnt hat. So die Ausdrücke für Beteuerungen wie "wahrhaftig" und für Aufforderungen wie "heda". Unter der ersten Gattung gibt es viele Worte, welche ganz offenbar nichts anderes bedeuten als ein bejahendes oder verneinendes Urteil. Es sind häufig alte Schwurformeln, welche ihren eigentlichen Sinn verloren haben, weil die Anrufung Gottes beim Sprechen und Hören nicht mehr den ehemaligen Wert hat, welche aber immer noch das Ja oder Nein etwas kräftiger ausdrücken. Auch kurze Gebete, also Gedanken an göttliche Hilfe, sind so zu Interjektionen verblaßt. Unser "Jemine" ist in Wortlaut und Sinn ein Rest des Gebetsausrufs: Jesu Domine. In katholischen Ländern wird der Ruf "Jesus Maria und Joseph" je nach der Häufigkeit in der Anwendung bei einem Individuum eine Interjektion (wesentlich verkürzt) oder ein Gebet sein.

Die eigentlichen Interjektionen drücken Freude, Schmerz, Abscheu, Verwunderung u. dgl. aus. Die grammatische Bezeichnung Interjektion, das heißt Zwischenwurf oder Zwischenruf, läßt schon erkennen, dass wir es mit einer Klassifikation zu tun haben, die Schulmeister aus einer affektierten Schriftsprache gezogen haben. Viele Interjektionen der Freude und der Furcht wenigstens dürften in schlechten Romanen und Theaterstücken häufiger zu notieren sein als in der lebendigen Rede. "Heißa" ist mir bisher nur in Büchern vorgekommen. "Huhu" als Äußerung der Furcht gehört vielleicht nur der Kindersprache und der elendesten Schriftsprache von Ritter-, Räuber- und Geistergeschichten an. Die Bezeichnung "Empfindungswort" ist besser gewählt, weil sie erkennen läßt, dass diese Worte etwas Ganzes ausdrücken. Wir rufen "au" oder "pfui" oder "oh", wenn die Empfindung des Schmerzes, des Abscheus oder der Verwunderung zu stark ist, als dass sie sich schnell genug durch einen Satz ausdrücken ließe. Ist der Schmerz oder das Unbehagen gering, so nennen wir unsere Gegenäußerung einen Gedanken und bilden ruhig den Satz: "das tut weh" oder "das riecht unangenehm". Ist die Empfindung objektiv stärker oder sind wir subjektiv gereizter, so begnügen wir uns mit einem "au" oder einem "pfui". Die Interjektion sagt also — allerdings weniger begrifflich — nicht weniger aus als einen Satz, nicht weniger als einen Gedanken, sondern mehr. Diejenigen Interjektionen, welche nicht ohnehin abgeschwächte Worte oder Sätze sind, welche in der Tat den Charakter von Naturlauten haben oder gewonnen haben, welche also der angenommenen Ursprache sehr nahe stehen, drücken ebenfalls schon Gedanken aus.