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Metaphorische Neubildungen

Die Entstehung des gesamten Sprachschatzes aus Metaphern läßt sich nur darum nicht mehr nachweisen, weil die Etymologie nur auf eine kurze Spanne Zeit zurückreicht und die ganze ungeheure Vorgeschichte in Dunkel gehüllt ist. So wenig wir aber in der Naturwissenschaft annehmen, dass in Urzeiten völlig andere Kräfte wirksam waren als heute, so wenig dürfen wir in der Entwicklung der Sprache etwas voraussetzen, was heute nicht mehr wahrnehmbar ist. Und in den Neubildungen der lebendigen Sprache sehen wir nicht in einem einzigen Falle etwas anderes am Werk als die Metapher, das heißt den Einfluß des Bildes von einer neu beobachteten Wirklichkeit. Wir werden später einsehen, weshalb die Neubildungen des Bedeutungswandels auf die Metapher zurückzuführen sind; freilich muß dabei die Metapher weiter gefaßt werden, als die Rhetorik der Alten es zu tun vermochte. Neubildungen sind beinahe nur in den drei Hauptwortarten zu bemerken. Im Verbum, im Nomen und im Adjektiv; alle andern Wortarten deuten auf Verhältnisse zwischen Menschen und Dingen, die sich nicht ändern, solange die Welt steht. Die Zahlworte, die Fürworte, die Verhältnisworte können sich nur für die feinste Spekulation anders als bisher gestalten. Ich und du und er, ich und wir, über und unter, eins, zwei drei usw. haben nicht das Zeug in sich, sich metaphorisch zu vermehren.