Pfeiler

Pfeiler. (Baukunst) Bedeutet jeden langen aufrecht stehenden maßiven aber dabei unverzierten Körper, der zum unterstützen oder tragen einer Last gesetzt ist. Gewölber, Bogen, Decken großer Säle, hängende Bodendächer, werden vielfältig durch untergesetzte Pfeiler gestützt und getragen. Ehe man in der Baukunst auf Schönheit dachte, wurde jeder Baum, jede gemauerte Stütze da gebraucht, wo man nachher zierlich geformte Säulen brauchte. Der Pfeiler ist als die erste rohe Säule der noch nicht verschönerten Baukunst anzusehen. Da er niemals zur Zierde, sondern immer zur Notdurft gebraucht wird, so haben die Baumeister weder über seine Gestalt, noch über seine Verhältnisse Regeln gegeben. Man hat runde, viereckigte und mehreckigte Pfeiler. Sie sind nach ihrer Dicke merklich in der Länge verschieden, verjüngen sich aber nicht, wie die Säulen, wenigstens sehr selten, obgleich Skamozzi sie immer verjüngt hat.

 Um aber doch das Notwendigste dabei zu beobachten, damit das Auge auch da, wo es eben keine Zierlichkeit sucht, nichts Anstößiges finde, gibt man in guten Gebäuden den Pfeilern einen Fuß und oben einen Gesims, auf welchen die Last zu liegen kommt; beide platt und ohne Glieder, zugleich aber überschreitet man die Verhältnisse nicht so, dass die Pfeiler zu dünne und der Last nicht gewachsen, auch nicht zu dike und von übermäßiger Stärke scheinen.

 Pfeiler sind überhaupt nach Verhältnis der Höhe diker als Säulen, tragen also mehr und werden da gebraucht, wo die Säulen zu schwach wären; besonders wo Kreuzgewölber zu unterstützen sind. Man findet in verschiedenen so genannten gothischen Gebäuden Pfeiler, die aus viel an und in einander gesetzten Säulen bestehen, deren zwar jede ihren Knauf hat, alle zusammen aber, um einen einzigen Pfeiler zu machen, über den Knäufen noch durch ein allgemeines Band, das den Knauf oder Kopf des Pfeilers vorstellt, verbunden werden und eben so auf einem gemeinschaftlichen Fuß stehen, ob schon jede Säule für sich ihren Fuß hat.

  In Bogenstellungen werden die Pfeiler, welche die Bogen tragen mit Säulen oder Pilastern verziert, wie in der davon gegebenen Zeichnung zu sehen ist.1 Die neueren Stadtthore in Berlin haben statt der Pfosten darin die Torangel befestiget sind, starke ansehnliche Pfeiler, deren freie Seiten mit zwei dorischen Säulen oder mit Pilastern verziert sind. Der Kranz des Gebälkes macht eine große über den Pfeiler und die Säulen gehende Platte, auf welcher endlich eine pyramidenförmige Trophee gesetzt ist; und dadurch bekommen diese Tore ein gutes Ansehen. Man kann eben dieses auch bei Portalen an großen Höfen oder Gärten anbringen.

 

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1 S. Bogenstellung.

 


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