Modell

Modell. (Zeichnende Künste) So nennt man die Person, welche in Zeichnungsschulen von dem Meister derselben, nakend und in einer von ihm gewählten Stellung hingestellt wird, damit die Schüler danach zeichnen können. Doch wird der Name bisweilen auch anderen aus Ton, Gips oder einer anderen Materie gebildeten Figur oder Form gegeben, nach welcher ein Werk gezeichnet oder gebildet wird. Wenn von Malerakademien die Rede ist, so bedeutet Modell allgemein einen lebendigen Menschen, der wegen seiner Schönheit und gutem Verhältnis aller Gliedmaßen den Nachzeichnern zum Muster dient.

Modellieren nennt man Formen aus Wachs oder Ton bilden, welche danach zu Mustern dienen. Wenn nämlich der Bildhauer ein Werk von Holz, Stein oder Metall verfertigen soll, so kann er nicht wie der Maler, sich mit einer davon gemachten Zeichnung, in welcher die Gedanken entworfen und allmählich in völliger Reife vorgestellt werden, behelfen; er muss notwendig ein seinem künftigen Werk ähnliches und wirklich körperliches Bild vor sich haben. Dieses wird von einer gemeinen, zähen und weichen Materie gemacht, damit man mit Leichtigkeit so lange daran ändern, davon wegnehmen oder dazu setzen könne, bis man das Bild so hat, wie es die Phantasie oder die Natur, dem Künstler zeigt. Erst, wenn das Modell vollkommen fertig ist, nimmt der Bildhauer den Marmor zur Hand, den er so genau als möglich, nach seinem Modell aushaut. Das Modelleiren ist also dem Bildhauer eben so notwendig als das bloße Zeichnen dem Maler. Aber in gar viel Fällen ist es auch diesem beinahe unentbehrlich. Es kommt ihm nicht nur in einzelnen Figuren, sondern vornehmlich bei Gruppirung derselben und zur genauen Beobachtung des Lichts und Schattens, auch der Perspektive sehr zu statten, wenn er seine Figuren in den Stellungen, die er ihnen zu geben gedenkt, modelliren und denn in Gruppen nach der ihm gefälligen Anordnung vor sich setzen kann.1 Es ist deswegen den Anfängern der Malerei sehr anzuraten, dass sie mit der Zeichnung auch das Modelleiren lernen, wovon verschiedene große Maler guten Vorteil gezogen haben.

 

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1 S. Anordnung. S. 65 .

 


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