Zum Hauptinhalt springen

Nicht zu verwechseln

20.

Nicht zu verwechseln. — Die Moralisten, welche die großartige, mächtige, aufopfernde Denkweise, etwa bei den Helden Plutarchs, oder den reinen, erleuchteten, wärmeleitenden Seelenzustand der eigentlich guten Männer und Frauen als schwere Probleme der Erkenntnis behandeln und der Herkunft derselben nachspüren, indem sie das Komplizierte in der anscheinenden Einfachheit aufzeigen und das Auge auf die Verflechtung der Motive, auf die eingewobenen zarten Begriffs-Täuschungen und die von alters her vererbten, langsam gesteigerten Einzel- und Gruppen-Empfindungen richten, — diese Moralisten sind am meisten gerade von denen verschieden, mit denen sie doch am meisten verwechselt werden: von den kleinlichen Geistern, die an jene Denkweisen und Seelenzustände überhaupt nicht glauben und ihre eigne Armseligkeit hinter dem Glanze von Größe und Reinheit versteckt wähnen. Die Moralisten sagen: „hier sind Probleme“, und die Erbärmlichen sagen: „hier sind Betrüger und Betrügereien“; sie leugnen also die Existenz gerade dessen, was jene zu erklären beflissen sind.