Zum Hauptinhalt springen

Die Alten und die Jungen

183.

Die Alten und die Jungen. — „Es ist etwas Unmoralisches an den Parlamenten — so denkt Der und Jener immer noch —, denn man darf da auch Ansichten gegen die Regierung haben!“ — „Man muss immer die Ansicht von der Sache haben, welche der gnädige Herr befiehlt“ — das ist das elfte Gebot in manchem braven alten Kopfe, namentlich im nördlichen Deutschland. Man lacht darüber wie über eine veraltete Mode: aber ehemals war es die Moral! Vielleicht, dass man auch wieder einmal über Das lacht, was jetzt, unter dem parlamentarisch erzogenen jüngeren Geschlechte als moralisch gilt: nämlich die Politik der Partei über die eigne Weisheit zu stellen und jede Frage des öffentlichen Wohles so zu beantworten, wie es gerade guten Wind für die Segel der Partei macht. „Man muss die Ansicht von der Sache haben, welche die Situation der Partei erheischt“ — so würde der Kanon lauten. Im Dienste einer solchen Moral gibt es jetzt jede Art von Opfer, Selbstüberwindung und Martyrium.