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Kultus der „Naturlaute“

157.

Kultus der „Naturlaute“. — Wohin weist es, dass unsere Kultur gegen die Äußerungen des Schmerzes, gegen Tränen, Klagen, Vorwürfe, Gebärden der Wut oder der Demütigung, nicht nur geduldig ist, dass sie dieselben gut heißt und unter die edleren Unvermeidlichkeiten rechnet? — während der Geist der antiken Philosophie mit Verachtung auf sie sah und ihnen durchaus keine Notwendigkeit zuerkannte. Man erinnere sich doch, wie Plato — das heißt: keiner von den unmenschlichsten Philosophen — von dem Philoktet der tragischen Bühne redet. Sollte unsrer modernen Kultur vielleicht „die Philosophie“ fehlen? Sollten wir, nach der Abschätzung jener alten Philosophen, vielleicht samt und sonders zum „Pöbel“ gehören?