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Sprichwörtlich

Wenn ich den Scherz will ernsthaft nehmen,
So soll mich Niemand drum beschämen,
Und wenn ich den Ernst will scherzhaft treiben,
So werd’ ich immer derselbe bleiben.


Die Lust zu reden kommt zur rechten Stunde,
Und wahrhaft fließt das Wort aus Herz und Munde.


Ich sah mich um, an vielen Orten,
Nach lustigen, gescheidten Worten;
An bösen Tagen mußt’ ich mich freuen,
Daß diese die besten Worte verleihen.


Im neuen Jahre Glück und Heil!
Auf Weh’ und Wunden gute Salbe!
Auf groben Klotz ein grober Keil!
Auf einen Schelmen anderthalbe.


Willst lustig leben,
Geh mit zwei Säcken,
Einen zum Geben,
Einen um einzustecken.
Da gleichst du Prinzen,
Plünderst und beglückst Provinzen.


Was in der Zeiten Bildersaal
Jemals ist trefflich gewesen,
Das wird immer einer einmal
Wieder auffrischen, und lesen.


Nicht Jeder wandelt nur gemeine Stege:
Du siehst, die Spinnen bauen luft’ge Wege.


Ein Kranz ist gar viel leichter binden,
Als ihm ein würdig Haupt zu finden.


Wie die Pflanzen zu wachsen belieben,
Darin wird jeder Gärtner sich üben;
Wo aber des Menschen Wachsthum ruht,
Dazu jeder selbst das Beste tut.


Willst du dir aber das Beste tun,
So bleib nicht auf dir selber ruhn.
Sondern folg’ eines Meisters Sinn;
Mit ihm zu irren ist dir Gewinn.


Benutze redlich deine Zeit!
Willst was begreifen, such’s nicht weit.


Zwischen heut und morgen
Liegt eine lange Frist.
Lerne schnell besorgen,
Da du noch munter bist.


Die Dinte macht uns wohl gelehrt,
Doch ärgert sie, wo sie nicht hingehört.
Geschrieben Wort ist Perlen gleich,
Ein Dintenkleks ein böser Streich.


Wenn man für’s Künftige was erbaut,
Schief wird’s von vielen angeschaut.
Thust du was für den Augenblick,
Vor allem opfre du dem Glück.


Mit einem Herren steht es gut,
Der, was er befohlen, selber tut.


Tu’ nur das Rechte in deinen Sachen;
Das Andre wird sich von selber machen.


Wenn Jemand sich wohl im Kleinen däucht,
So denke, der hat ein Großes erreicht.


Glaube nur, du hast viel getan,
Wenn dir Geduld gewöhnest an.


Wer sich nicht nach der Decke streckt,
Dem bleiben die Füße unbedeckt.


Der Vogel ist froh in der Luft gemütet,
Wenn es da unten im Neste brütet.


Wenn ein kluger Mann der Frau befiehlt,
Dann sei es um ein Großes gespielt;
Will die Frau dem Mann befehlen,
So muß sie das Große im Kleinen wählen.


Welche Frau hat einen guten Mann,
Der sieht man’s am Gesicht wohl an.


Eine Frau macht oft ein bös Gesicht;
Der gute Mann verdient’s wohl nicht.


Ein braver Mann! ich kenn’ ihn ganz genau:
Erst prügelt er, dann kämmt er seine Frau.


Ein schönes Ja, ein schönes Nein,
Nur geschwind! soll mir willkommen sein.


Januar, Februar, Merz
Du bist mein liebes Herz,
Mai, Juni, Juli, August,
Mir ist nichts mehr bewußt.


Neu Mond und geküßter Mund
Sind gleich wieder hell, und frisch und gesund.


Mir gäb’ es keine größre Pein,
Wär’ ich im Paradies allein.


Es ließe sich alles trefflich schlichten,
Könnte man die Sachen zweimal verrichten.


Nur heute, heute nur laß dich nicht fangen,
So bist du hundertmal entgangen.


Geht’s in der Welt dir endlich schlecht,
Tu’ was du willst, nur habe nicht recht.


Zücht’ge den Hund, den Wolf magst du peitschen;
Graue Haare sollst du nicht reizen.


Am Flusse kannst du stemmen und häkeln;
Überschwemmung läßt sich nicht mäkeln.


Tausend Fliegen hatt’ ich am Abend erschlagen;
Doch weckte mich Eine beim frühsten Tagen.


Und wärst du auch zum fernsten Ort,
Zur kleinsten Hütte durchgedrungen,
Was hilft es dir, du findest dort
Taback, und böse Zungen.


Wüßte nicht, was sie Bessers erfinden könnten,
Als wenn die Lichter ohne Putzen brennten.


Lief’ das Brot, wie die Haasen laufen,
Es kostete viel Schweiß, es zu kaufen.


Will Vogelfang dir nicht geraten;
So magst du deinen Schuhu braten.


Das wär dir ein schönes Gartengelände,
Wo man den Weinstock mit Würsten bände.


Du mußt dich niemals mit Schwur vermessen:
Von dieser Speise will ich nicht essen.


Wer aber recht bequem ist und faul,
Flög dem eine gebratene Taube ins Maul,
Er würde höchlich sich’s verbitten,
Wär sie nicht auch geschickt zerschnitten.


Freigebig ist der mit seinen Schritten,
Der kommt, von der Katze Speck zu erbitten.


Hast deine Kastanien zu lange gebraten
Sie sind dir alle zu Kohlen geraten.


Das sind mir allzuböse Bissen,
An denen die Gäste erwürgen müssen.


Das ist eine von den großen Thaten,
Sich in seinem eignen Fett zu braten.


Gesotten oder gebraten!
Er ist ans Feuer geraten.


Gebraten oder gesotten!
Ihr sollt nicht meiner spotten.
Was ihr euch heute getröstet,
Ihr seid doch morgen geröstet.


Wer Ohren hat, soll hören;
Wer Geld hat, solls verzehren.


Der Mutter schenk’ ich,
Die Tochter denk’ ich.


Kleid’ eine Säule,
Sie sieht wie eine Fräule.


Schlaf ich, so schlaf ich mir bequem,
Arbeit’ ich, ja, ich weiß nicht wem.


Ganz und gar
Bin ich ein armer Wicht.
Meine Träume sind nicht wahr,
Und meine Gedanken geraten nicht


Mit meinem Willen mags geschehn! —
Die Thräne wird mir in dem Auge stehn.


Wohl unglückselig ist der Mann,
Der unterläßt das, was er kann,
Und unterfängt sich, was er nicht versteht;
Kein Wunder, daß er zu Grunde geht.


Du trägst sehr leicht, wenn du nichts hast;
Aber Reichtum ist eine leichtere Last.


Alles in der Welt läßt sich ertragen,
Nur nicht eine Reihe von schönen Tagen.


Was räucherst du nun deinen Toten?
Hätt’st du’s ihm so im Leben geboten!


Ja! Wer eure Verehrung nicht kennte:
Euch, nicht ihm baut ihr Monumente.


Willst du dich deines Wertes freuen,
So mußt der Welt du Wert verleihen.


Will Einer in die Wüste pred’gen,
Der mag sich von sich selbst erled’gen;
Spricht aber Einer zu seinen Brüdern,
Dem werden sie’s oft schlecht erwiedern.


Laß Neid und Mißgunst sich verzehren,
Das Gute werden sie nicht wehren.
Denn, Gott sei Dank! es ist ein alter Brauch:
So weit die Sonne scheint, so weit erwärmt sie auch.


Das Interim
Hat den Schalk hinter ihm.
Wie viel Schälke muß es geben,
Da wir alle ad Interim leben.


Was fragst du viel: wo will’s hinaus,
Wo, oder wie kann’s enden?
Ich dächte, Freund, du bliebst zu Haus,
Und sprächst mit deinen Wänden.


Viele Köche versalzen den Brei;
Bewahr’ uns Gott vor vielen Dienern!
Wir aber sind, gesteht es frei,
Ein Lazareth von Medicinern.


Ihr meint, ich hätt’ mich gewaltig betrogen;
Hab’s aber nicht aus den Fingern gesogen.


Noch spukt der babylon’sche Turm,
Sie sind nicht zu vereinen!
Ein jeder Mann hat seinen Wurm,
Copernikus den seinen.


Dann bei den alten lieben Toten
Braucht man Erklärung, will man Noten:
Die Neuen glaubt man blank zu verstehn;
Doch ohne Dolmetsch wird’s auch nicht gehn.


Sie sagen: das mutet mich nicht an!
Und meinen, sie hättens abgetan.
In meinem Revier
Sind Gelehrte gewesen,
Außer ihrem eignen Brevier
Konnten sie keines lesen.


Viel Rettungsmittel bietest du! was heißt’s?
Die beste Rettung, Gegenwart des Geist’s!


Laß nur die Sorge sein,
Das gibt sich alles schon,
Und fällt der Himmel ein,
Kommt doch eine Lerche davon.


Dann ist einer durchaus verarmt,
Wenn die Scham den Schaden umarmt.


Du treibst mir’s gar zu toll,
Ich fürcht’, es breche!
Nicht jeden Wochenschluß
Macht Gott die Zeche.


Du bist sehr eilig, meiner Treu!
Du suchst die Thür und läufst vorbei.


Sie glauben mit einander zu streiten,
Und fühlen das Unrecht von beiden Seiten.


Haben’s gekauft, es freut sie baß;
Eh man’s denkt, so betrübt sie das.


Willst du nichts Unnützes kaufen,
Mußt du nicht auf den Jahrmarkt laufen.


Langweile ist ein böses Kraut,
Aber auch eine Würze, die viel verdaut.


Wird uns eine rechte Qual zu Teil,
Dann wünschen wir uns Langeweil.


Daß sie die Kinder erziehen könnten,
Müßten die Mütter sein wie Enten:
Sie schwämmen mit ihrer Brut in Ruh,
Da gehört aber freilich Wasser dazu.


Das junge Volk, es bildet sich ein,
Sein Tauftag sollte der Schöpfungstag sein,
Möchten sie doch zugleich bedenken
Was wir ihnen als Eingebinde schenken.


„Nein! heut’ ist mir das Glück erbost!“
Du, sattle gut und reite getrost!


Ueber ein Ding wird viel geplaudert,
Viel beraten und lange gezaudert,
Und endlich gibt ein böses Muß
Der Sache widrig den Beschluß.


Eine Bresche ist jeder Tag,
Die viele Menschen erstürmen.
Wer auch in die Lücke fallen mag,
Die Toten sich niemals türmen.


Wenn einer schiffet und reiset,
Sammelt er nach und nach immer ein,
Was sich am Leben, mit mancher Pein,
Wieder ausschälet und weiset.


Der Mensch erfährt, er sei auch wer er mag,
Ein letztes Glück und einen letzten Tag.


Das Glück deiner Tage
Wäge nicht auf der Goldwage.
Wirst du die Krämer-Wage nehmen,
So wirst du dich schämen, und dich beqnemen.


Hast du einmal das Rechte getan,
Und sieht ein Feind nur Scheeles daran;
So wird er gelegentlich, spät oder früh,
Dasselbe tun, er weiß nicht wie.


Willst du das Gute tun, mein Sohn,
So lebe nur lange, da gibt sich’s schon;
Solltest du aber zu früh ersterben,
Wirst du von Künftigen Dank erwerben.


Was gibt uns wohl den schönsten Frieden,
Als frei am eignen Glück zu schmieden.


Laßt mir die jungen Leute nur
Und ergötzt euch an ihren Gaben!
Es will doch Großmama Natur
Manchmal einen närrischen Einfall haben.


Ungebildet waren wir unangenehm;
Jetzt sind uns die Neuen sehr unbequem,


Wo Anmaßung mir wohlgefällt?
An Kindern: denen gehört die Welt.


Ihr zählt mich immer unter die Frohen,
Erst lebt’ ich roh, jetzt unter den Rohen.
Den Fehler, den man selbst geübt,
Man auch wohl an dem andern liebt,


Willst du mit mir hausen,
So laß die Bestie draußen.


Wollen die Menschen Bestien sein,
So bringt nur Tiere zur Stube herein,
Das Widerwärtige wird sich mindern,
Wir sind eben alle von Adams Kindern.


Mit Narren leben ist dir gar nicht schwer,
Erhalte nur ein Tollhaus um dich her.


Sag mir, was ein Hypochondrist
Für ein wunderlicher Kunstfreund ist.
In Bildergallerien geht er spazieren
Vor lauter Gemälden, die ihn vexiren.


Der Hypochonder ist bald curirt,
Wenn auch das Leben recht cujonirt.


Du sollst mit dem Tode zufrieden sein,
Warum machst du dir das Leben zur Pein?


Kein tolleres Versehn kann sein,
Gibst einem ein Fest, und lädst ihn nicht ein.


Da siehst du nun, wie’s einem geht,
Weil sich der Beste von selbst versteht.


Wenn ein Edler gegen dich fehlt;
So tu als hättest du’s nicht gezählt;
Er wird es in sein Schuldbuch schreiben,
Und dir nicht lange im Debet bleiben.


Suche nicht vergebne Heilung!
Unsrer Krankheit schwer Geheimniß
Schwankt zwischen Übereilung
Und zwischen Versäumnis.

Ja, schelte nur und fluche fort,
Es wird sich Bessres nie ergeben.
Denn Trost ist ein absurdes Wort:
Wer nicht verzweifeln kann, der muß nicht leben.


Ich soll nicht auf den Meister schwören,
Und immerfort den Meister hören!
Nein, ich weiß, er kann nicht lügen,
Will mich gern mit ihm betrügen.


Mich freuen die vielen Guten und Tücht’gen,
Obgleich so viele dazwischen belfen.
Die Deutschen wissen zu bericht’gen,
Aber sie verstehen nicht nachzuhelfen.


„Du kommst nicht in’s Ideen-Land!“
So bin ich doch am Ufer bekannt.
Wer die Inseln nicht zu erobern glaubt,
Dem ist Ankerwerfen doch wohl erlaubt.


Meine Dichterglut war sehr gering,
So lang ich dem Guten entgegen ging;
Dagegen brannte sie lichterloh,
Wenn ich vor drohendem Uebel floh.


Zart Gedicht, wie Regenbogen,
Wird nur auf dunklen Grund gezogen;
Darum behagt dem Dichtergenie
Das Element der Melancolie.


Kaum hatt’ ich mich in die Welt gespielt
Und fing an aufzutauchen,
Als man mich schon so vornehm hielt,
Mich zu mißbrauchen.


Wer dem Publikum dient, ist ein armes Tier;
Er quält sich ab, niemand bedankt sich dafür.


Gleich zu sein unter Gleichen,
Das läßt sich schwer erreichen:
Du müßtest ohne Verdrießen
Wie der Schlechteste zu sein dich entschließen.


Man kann nicht immer zusammenstehn,
Am wenigsten mit großen Haufen.
Seine Freunde die läßt man gehn,
Die Menge läßt man laufen.


Du magst an dir das Falsche nähren,
Allein wir lassen uns nicht stören;
Du kannst uns loben, kannst uns schelten,
Wir lassen es nicht für das Rechte gelten.


Man soll sich nicht mit Spöttern befassen;
Wer will sich für ’nen Narren halten lassen!
Darüber muß man sich aber zerreißen,
Daß man Narren nicht darf Narren heißen.


Kristkindlein trägt die Sünden der Welt,
Sankt Christoph das Kind über Wasser hält,
Sie haben es beid’ uns angetan,
Es geht mit uns von vornen an


Epheu und ein zärtlich Gemüt
Heftet sich an und grünt und blüht.
Kann es weder Stamm noch Mauer finden,
Es muß verdorren, es muß verschwinden,


Zierlich Denken und süß Erinnern
Ist das Leben im tiefsten Innern.


Ich träumt’ und liebte sonnenklar;
Daß ich lebte, ward ich gewahr.


Wer recht will tun, immer und mit Lust,
Der hege wahre Lieb’ in Sinn und Brust.


Wann magst du dich am liebsten bücken?
Dem Liebchen Frühlingsblume zu pflücken.


Doch das ist gar kein groß Verdienst,
Denn Liebe ist der höchste Gewinnst.


Die Zeit sie mäht so Rosen als Dornen,
Aber das treibt immer wieder von vornen.


Genieße, was der Schmerz dir hinterließ!
Ist Noth vorüber, sind die Nöthe süß.


Glückselig ist, wer Liebe rein genießt,
Weil doch zuletzt das Grab so Lieb’ als Haß verschließt.


Viele Lieb’ hab’ ich erlebet,
Wenn ich liebelos gestrebet;
Und verdrießliches erworben,
Wenn ich fast für Lieb’ gestorben,


So du es zusammengezogen,
Bleibet Saldo dir gewogen.


Thut dir jemand was zu Lieb,
Nur geschwinde, gib nur, gib.
Wenige getrost erwarten
Dankesblume, aus stillen Garten.


Doppelt gibt wer gleich gibt,
Hundertfach der gleich gibt
Was man wünscht und liebt.


„Warum zauderst du so mit deinen Schritten?“
Nur ungern mag ich ruhn,
Will ich aber was Gutes tun,
Muß ich erst um Erlaubniß bitten.


Was willst du lange vigiliren,
Dich mit der Welt herum veriren,
Nur Heiterkeit und grader Sinn
Verschafft dir endlichen Gewinn.


Wem wohl das Glück die schönste Palme deut?
Wer freudig tut, sich des Getanen freut.


Gleich ist alles versöhnt,
Wer redlich ficht, wird gekrönt.


Du wirkest nicht, alles bleibet so stumpf.
Sei guter Dinge;
Der Stein im Sumpf
Macht keine Ringe.


In des Weinstocks herrliche Gaben
Gießt ihr mir schlechtes Gewässer!
Ich soll immer Unrecht haben,
Und weiß es besser.


Was ich mir gefallen lasse?
Zuschlagen muß die Masse,
Dann ist sie respektabel,
Urteilen gelingt ihr miserabel.


Es ist sehr schwer oft zu ergründen,
Warum wir das angefangen;
Wir müssen oft Belohnung finden,
Daß es uns schlecht ergangen.


Seh ich an andern große Eigenschaften,
Und wollen sie an mir auch haften,
So werd ich sie in Liebe pflegen,
Geht’s nicht, so tu ich was andres dagegen.


Ich, Egoist! — Wenn ich’s nicht besser wüßte!
Der Neid, das ist der Egoiste;
Und was ich auch für Wege geloffen,
Auf ’m Neidpfad habt ihr mich nie betroffen.


Nicht über Zeit- und Landgenossen
Mußt du dich beklagen;
Nachbarn werden ganz andere Possen,
Und auch Künftige über dich sagen.


Im Vaterlande
Schreibe was dir gefällt:
Da sind Liebesbande,
Da ist deine Welt.


Draußen zu wenig oder zu viel,
Zu Hause nur ist Maas und Ziel.


Warum werden die Dichter beneidet?
Weil Unart sie zuweilen kleidet,
Und in der Welt ist’s große Pein,
Daß wir nicht dürfen unartig sein.


So kommt denn auch das Dichtergenie
Durch die Welt, und weiß nicht wie,
Guten Vorteil bringt ein heitrer Sinn;
Andern zerstört Verlust den Gewinn.


„Immer denk ich: mein Wunsch ist erreicht
Und gleich geht’s wieder anders her!“
Zerstückle das Leben, du machst dir’s leicht;
Vereinige es und du machst dir’s schwer.


„Bist du denn nicht auch zu Grunde gerichtet?
Von deinen Hoffnungen trifft nichts ein!“
Die Hoffnung ist’s, die sinnet und dichtet,
Und da kann ich noch immer lustig sein.


Nicht alles ist an eins gebunden,
Seid nur nicht mit euch selbst im Streit!
Mit Liebe endigt man, was man erfunden;
Was man gelernt, mit Sicherheit.


Wer uns am strengsten kritisirt? —
Ein Dilettant, der sich resignirt.


Durch Vernünfteln wird Poesie vertrieben,
Aber sie mag das Vernünftige lieben.


„Wo ist der Lehrer, dem man glaubt?“
Tu’, was dir dein kleines Gemüt erlaubt.


Glaubst dich zu kennen, wirst Gott nicht erkennen,
Auch wohl das Schlechte göttlich nennen.


Wer Gott ahnet, ist hoch zu halten,
Denn er wird nie im Schlechten walten.


Machts einander nur nicht sauer,
Hier sind wir gleich, Baron und Bauer.


Warum uns Gott so wohlgefällt?
Weil er sich uns nie in den Weg stellt.


Wie wollten die Fischer sich nähren und retten,
Wenn die Frösche sämmtlich Zähne hätten?


Wie Kirschen und Beeren behagen,
Mußt du Kinder und Sperlinge fragen.


„Warum hat dich das schöne Kind verlassen?“
Ich kann sie darum doch nicht hassen:
Sie schien zu fürchten und zu fühlen,
Ich werde das Prevenire spielen.


Glaube mir gar und ganz,
Mädchen, laß deine Bein’ in Ruh,
Es gehört mehr zum Tanz,
Als rote Schuh.


Was ich nicht weiß
Macht mich nicht heiß.
Und was ich weiß
Machte mich heiß,
Wenn ich nicht wüßte,
Wie’s werden müßte.


Oft, wenn dir jeder Trost entflieht,
Mußt du im Stillen dich bequemen.
Nur dann, wenn dir Gewalt geschieht,
Wird die Menge an dir Anteil nehmen;
Ums Unrecht, das dir widerfahrt,
Kein Mensch den Blick zur Seite kehrt.


Was ärgerst du dich über fälschlich Erhobne!
Wo gäb’ es denn nicht Eingeschobne?
Worauf alles ankommt? das ist sehr simpel!
Vater verfüge eh’s dein Gesinde spürt!
Dahin oder dorthin flattert ein Wimpel,
Steuermann weiß, wohin euch der Wind führt.


Eigenheiten die werden schon haften;
Kultiviere deine Eigenschaften.


Viel Gewohnheiten darfst du haben,
Aber keine Gewohnheit!
Dies Wort unter des Dichters Gaben,
Halte nicht für Torheit.


Das Rechte, das ich viel getan,
Das ficht mich nun nicht weiter an,
Aber das Falsche, das mir entschlüpft,
Wie ein Gespenst mir vor Augen hüpft.


Gebt mir zu tun,
Das sind reiche Gaben!
Das Herz kann nicht ruhn,
Will zu schaffen haben.


Ihrer viele wissen viel,
Von der Weisheit sind sie weit entfernt.


Andre Leute sind euch ein Spiel;
Sich selbst hat Niemand ausgelernt.


Man hat ein Schimpf-Lied auf dich gemacht;
Es hat’s ein böser Feind erdacht.


Laß sie’s nur immer singen,
Denn es wird bald verklingen.


Dauert nicht so lang in den Landen
Als das: Christ ist erstanden.


Das dauert schon 1800 Jahr,
Und ein Paar drüber, das ist wohl wahr!


Wer ist denn der souveraine Mann?
Das ist bald gesagt:
Der, den man nicht hindern kann,
Ob er nach Gutem oder Bösem jagt.


Entzwei’ und gebiete! Tüchtig Wort:
Verein’ und leite! Bessrer Hort.


Magst du einmal mich hintergehen,
Merk’ ich’s, so lass’ ich’s wohl geschehen;
Gestehst du mir’s aber in’s Gesicht,
In meinem Leben verzeih’ ich’s nicht.


Nicht größern Vorteil wüßt’ ich zu nennen,
Als des Feindes Verdienst erkennen.


„Hat man das Gute dir erwidert?“
Mein Pfeil flog ab, sehr schön befiedert,
Der ganze Himmel stand ihm offen,
Er hat wohl irgendwo getroffen.


„Was schnitt dein Freund für ein Gesicht?“
Guter Geselle, das versteh’ ich nicht.
Ihm ist wohl sein süß Gesicht entleidet,
Daß er heut saure Gesichter schneidet.


Ihr sucht die Menschen zu benennen,
Und glaubt am Namen sie zu kennen.
Wer tiefer sieht, gesteht sich frei,
Es ist was Anonymes dabei.


Mancherlei hast du versäumet:
Statt zu handeln, hast geträumet,
Statt zu denken, hast geschwiegen,
Solltest wandern, bliebest liegen.


Nein, ich habe nichts versäumet!
Wißt ihr denn, was ich geträumet?
Nun will ich zum Danke fliegen,
Nur mein Bündel bleibe liegen.


Heute geh’ ich. Komm ich wieder,
Singen wir ganz andre Lieder.
Wo so viel sich hoffen läßt,
Ist der Abschied ja ein Fest.


Was soll ich viel lieben, was soll ich viel hassen!
Man lebt nur vom leben lassen.


Nichts leichter als dem Dürftigen schmeicheln;
Wer mag aber ohne Vorteil heucheln.


„Wie konnte der denn das erlangen?“
Er ist auf Fingerchen gegangen.


Sprichwort bezeichnet Nationen;
Mußt aber erst unter ihnen wohnen.


Erkenne dich! — Was soll das heißen?
Es heißt: sei nur! und sei auch nicht!
Es ist eben ein Spruch der lieben Weisen,
Der sich in der Kürze widerspricht.


Erkenne dich! — Was hab’ ich da für Lohn?
Erkenn’ ich mich, so muß ich gleich davon.


Als wenn ich auf den Maskenball käme
Und gleich die Larve vom Gesicht nähme.


Andre zu kennen, da mußt du probiren,
Ihnen zu schmeicheln oder sie zu vexiren.


„Warum magst du gewisse Schriften nicht lesen?“
Das ist auch sonst meine Speise gewesen;
Eilt aber die Raupe sich einzuspinnen,
Nicht kann sie mehr Blättern Geschmack abgewinnen.


Was dem Enkel so wie dem Ahn frommt,
Darüber hat man viel geträumet;
Aber worauf eben alles ankommt,
Das wird vom Lehrer gewöhnlich versäumet.


Verweile nicht und sei dir selbst ein Traum,
Und wie du reisest, danke jedem Raum,
Bequeme dich dem Heißen wie dem Kalten;
Dir wird die Welt, du wirst ihr nie veralten.


Ohne Umschweife
Begreife,
Was dich mit der Welt entzweit;
Nicht will sie Gemüt, will Höflichkeit.


Gemüt muß verschleifen,
Höflichkeit läßt sich mit Händen greifen.


Was eben wahr ist aller Orten,
Das sag’ ich mit ungescheuten Worten.


Nichts taugt Ungeduld,
Noch weniger Reue;
Jene vermehrt die Schuld,
Diese schafft neue.


Daß an diesem wilden Sehnen,
Dieser reichen Saat von Thränen
Götterlust zu hoffen sei,
Mache deine Seele frei!


Der entschließt sich doch gleich,
Den heiß’ ich brav und kühn!


Er springt in den Teich,
Dem Regen zu entfliehn.


Daß Glück ihm günstig sey,
Was hilfts dem Stöffel?
Denn regnets Brei,
Fehlt ihm der Löffel.


Dichter gleichen Bären,
Die immer an ihren eignen Pfoten zehren.


Die Welt ist nicht aus Brei und Mus geschaffen,
Deswegen haltet euch nicht wie Schlaraffen;
Harte Bissen gibt es zu kauen:
Wir müssen erwürgen oder sie verdauen.


Ein kluges Volk wohnt nah dabei,
Das immerfort sein Bestes wollte;
Es gab dem niedrigen Kirchturm Brei,
Damit er größer werden sollte.


Sechs und zwanzig Groschen gilt mein Taler!
Was heißt ihr mich denn einen Prahler?
Habt ihr doch andre nicht gescholten,
Deren Groschen einen Taler gegolten.


Niederträchtigers wird nichts erreicht,
Als wenn der Tag den Tag erzeugt.


Was hat dir das arme Glas getan?
Sieh deinen Spiegel nicht so häßlich an.


Liebesbücher und Jahrgedichte
Machen bleich und hager;
Frösche plagten, sagt die Geschichte,
Pharaonem auf seinem Lager.


So schließen wir, daß in die Läng’
Euch nicht die Ohren gellen,
Vernunft ist hoch, Verstand ist streng,
Wir rasseln drein mit Schellen.


Diese Worte sind nicht alle in Sachsen,
Noch auf meinem eignen Mist gewachsen.
Doch was für Samen die Fremde bringt,
Erzog ich im Lande gut gedüngt.


Und selbst den Leuten du bon ton
Ist dieses Büchlein lustig erschienen:
Es ist kein Globe de Compression,
Sind lauter Flatterminen.