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Welt ein Traum

Es fällt mir nicht ein, damit die alte Phantasie von der Traumhaftigkeit alles Wirklichen vorkramen zu wollen, den oben erwähnten theoretischen Solipsismus. Diese Phantasie behauptet, daß das Wirkliche ganz bestimmt nichts sei. Dann ist aber auch diese Behauptung ein Traum. Würde ich so träumen, so wäre ich auch noch im Traume klug genug, den ewigen Schlaf angenehmer auszufüllen als mit einer aufreibenden Gedankenarbeit. Nicht ein Traum ist unsere Lehre, sondern die wache Besinnung darüber, daß wir an der Wirklichkeitswelt zweifeln müssen, daß sogar ganz gewiß das Wort Wirklichkeit ein Bild für die Ursache der Sinnesempfindungen ist.

Im übrigen ist die Lehre von der Traumhaftigkeit der Wirklichkeitswelt — wie gesagt — in keiner Weise logisch zu widerlegen. Die Annahme einer Wirklichkeitswelt war vielmehr ursprünglich die gewagteste Hypothese, die jemals von einem Menschengehirn ausgeheckt worden ist, wenn auch diese unerhörte Hypothese ganz sicher so alt ist wie das Leben auf der Erde. Die Annahme einer Wirklichkeitswelt ist nämlich ein Induktionsschluß aus einem einzigen Falle. Weil ich, d. h. diese meine Empfindung, innerhalb der Grenzen meiner Haut, bald von innen, bald von außen bestimmt zu werden glaube, darum glaube ich an die Wirklichkeit der Außenwelt. In dem unendlichen Weltenraum und in der unendlichen Weltenzeit ist dieser einzigste Fall einer Vorstellung des Innen und Außen bekannt, und aus diesem einzigsten Falle schließe ich auf eine Regelmäßigkeit, die man das alleroberste Gesetz der Natur nennen könnte; daß es nämlich etwas Wirkliches gebe. Selbst die Existenz unzähliger anderer gleich mir empfindender Organismen, die ihrerseits wieder an ein Innen und ein Außen glauben mögen, ist wieder nur ein Induktionsschluß aus dem einzigen Falle.