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Methode

Methode (gr. methodos v. meta = nach u. hodos = Weg) heißt das planvolle und zusammenhängende Verfahren zur Erreichung eines bestimmten Zweckes auf wissenschaftlichem oder auf praktischem Gebiete. Der Gegensatz dazu ist das planlose, unzusammenhängende Vorgehen, das von subjektiven Einfällen Willkürlichkeiten und Zufällen geleitet wird. Unentbehrlich ist die Methode für den Aufbau der Wissenschaft, so daß methodisch und wissenschaftlich dasselbe ist. Jede Wissenschaft bedarf aber einer eigenen Methode und muß sie für sich ausbilden. Die allgemein wissenschaftliche Methodenlehre ist dagegen ein Teil der Logik (s. d.). Sie unterscheidet im wesentlichen zwei Arten der Methode. Die Ableitung allgemeiner Gesetze aus einer Vielheit beobachteter Fälle ist die induktive Methode (s. Induktion). Sie ist die Methode mehrerer Gebiete der Naturwissenschaften. Die Ableitung dagegen von Folgerungen aus Prinzipien und Hypothesen durch Schlüsse ist die deduktive Methode (s. Deduktion). Sie ist die Methode der Mathematik. In vielen Wissensgebieten, wie z.B. der Physik, finden beide Methoden ihren Platz. Jene heißt auch regressiv oder analytisch, diese progressiv oder synthetisch oder konstruktiv. Je nachdem ferner das Ganze der Wissenschaft vorausgesetzt oder entwickelt, gegeben oder gesucht wird, unterscheidet man die systematische Methode von der heuristischen oder genetischen Methode. Die Anwendung einer falschen Methode führt die Wissenschaft auf Abwege oder hindert ihren Fortschritt (s. Mathematik). So war es z.B. ein Irrweg des Spinoza und Wolf, wenn sie die mathematische Methode, die von Erklärungen und Axiomen zu Lehrsätzen fortschreitet, für die einzig wissenschaftliche hielten und auf die Philosophie übertrugen. In dieser gilt ebenso der Weg von den Erfahrungen zu den Gesetzen wie das Entwickeln und Ausdenken der Ideen. Als kritische Methode bezeichnen wir die Methode Kants, die Funktionen der reinen Vernunft als die Formen von dem aus der Erfahrung herrührenden Bestandteile unserer Erkenntnis, dem Inhalte, abzusondern und ihren Bestand im einzelnen durch Analyse nachzuweisen; dialektisch nannte Hegel die von ihm angewandte Methode, die von einem Begriff zu dessen Gegenteil und von da zu einer höheren Synthese der Gegensätze, also von einer Position zu einer Negation und von da zu einer affirmativen Totalität emporsteigt (s. Dialektik).

Was den mündlichen Vortrag einer Wissenschaft, den Unterricht, betrifft, so unterscheidet man die akroamatische Methode (zum Anhören nötigende Vortragsmethode), (vgl. akroamatisch) von der erotematischen (dialogischen, katechetischen, Sokratischen, Fragemethode, Vgl. erotematisch). Nach der ersteren trägt der Lehrende im Zusammenhange vor, dem Hörer das Verständnis überlassend, nach der letzteren sucht er durch Frage und Antwort den Stoff dem Schüler schrittweise zu übermitteln. Innerhalb der schriftlichen Darstellung einer Wissenschaft unterscheidet man die darstellende und entwickelnde Methode. Darstellend heißt die Methode, welche das System einer Disziplin vorführt und der Regel das Beispiel folgen läßt, entwickelnd die, welche zur eignen Erzeugung der Gedanken anleitet und vom Beispiel zur Regel führt. Jene deckt sich im allgemeinen mit der systematischen, diese mit der heuristischen Methode. Die entwickelnde Methode ist besonders für die Darstellung der Philosophie geeignet. Endlich unterscheidet man noch die gelehrte M. von der populären, von denen sich jene an die Fachleute, diese an die Gebildeten überhaupt wendet. Den wissenschaftlichen Methoden reihen sich die praktischen Methoden an, die unaufzählbar sind. Zu zahllosen Methoden in der Gewinnung bestimmter Körper führt uns schon die Chemie und noch viel mehr die Praxis des Lebens. Vgl. W. Wundt, Logik II. 1881. Stuart Mill, induktive u. deduktive Logik, dtsch. von Schiel. 1849.