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Anästhesie, Anaesthesia

Anästhesie gr. aisthêsis Empfindung, Unempfindlichkeit. Man unterscheidet örtliche (= lokale), und allgemeine (= totale), peripherische, Leitungs- und zentrale Anästhesie, ferner Anästhesie der Haut, der Sinnesorgane, der Muskeln, der Gelenke,der Eingeweide, endlich auch sexuelle Anästhesie völliges Fehlen des Geschlechtstriebes, und psychische Anästhesie bei Melancholie, mit dem Gefühl geistigen Totseins; außerdem noch totale und partielle Anästhesie, je nachdem alle Empfindungsarten oder nur einzelne, Tast oder Schmerz- oder Wärmegefühl, Geruch, Geschmack usw., aufgehoben sind. Die künstliche Anästhesie wird zwecks Operationen und bei Neuralgien durch Anästhetika, Narkotika ausgeführt, und zwar allgemein durch Einatmen von Äther, Chloroform, Stickstoffoxydul, Äthyl-und Methylbromid, auch mit Sauerstoff gemischt (Mischnarkoseapparat, ROTH-DRÄGER). Ferner durch Einspritzung von Skopolaminmorphin subkutan oder hedonal ins Blut. Bei den alten Chinesen und Ägyptern wurde innerlich Opium verabreicht, ferner wurden mit "Krautern getränkte Schlafschwämme" in den Mund genommen. Dies noch bis spät ins Mittelalter. Anästhesie einzelner Körperstellen wird durch Kälte erzielt durch Zerstäubung von Äther, Äthylchlorid und Kohlensäure. Dann besser durch Infiltrationsanästhesie (SCHLEICH) durch Einspritzung schwacher Kokain-, Novokain usw. -lösung, gewöhnlich unter Zusatz von Nebennierenpräparaten in die Haut selbst intrakutan, unter Quaddelbildung die damit infiltriert: durchtränkt, unempfindlich gemacht wird; ebenso auf Schleimhäuten anwendbar, z. B. bei Mandeloperationen. Leitungsanästhesie Gefühllosigkeit durch Unterbrechung der sensiblen Leitung, zu Operationszwecken künstlich herbeigeführt durch Eingriffe im Verlaufe der sensiblen Nerven. HACKENBUCHs Verfahren: subkutane Einspritzung rautenförmig um das zu anästhetisierende Gebiet; BRAUNS Verfahren: Einspritzung von Kokain- oder Novokainlösung mit Suprarenin da, wo die Nervenendfäden zu Bündeln zusammentreten. Regionäre Anästhesie OBERST Anästhesierung eines peripheren Teils, Finger oder Zehen, durch Einschränkung seiner Blutversorgung (leichte Umschnürung) und Kokain- oder Novokaineinspritzung nahe dem Stamm des versorg. Nerven, bei kleineren Operationen ausreichend. Ferner z. B. des Nerv, mandibul. vor Eintritt in den Unterkiefer. Medulläre oder Rückenmarks-Anästhesie s. Analgesie. Anaesthesia dolorosa 1. zentrale Schmerzen in Teilen, die durch Leitungsanästhesie gefühllos sind, z. B. bei Arsenikneuritis. 2. Unempfindlichkeit der Haut bei Überempfindlichkeit der tieferen Teile. — Anaesthetica remedia lat. schmerzstillende Mittel. Allgemeine Anästhesie = Narcotica. Lokale Anästhesie nur örtlich wirkende, vgl. Hypnotica.