Francesco Caracci Franceschino

Caracci, Francesco, gen. Franceschino, geb. 1595 zu Bologna, der Sohn des Giovanni. Antonio Caracci, eines Bruders von Agostino und Annibale Caracci, wurde von seinem Großoheim Lodovico Caracci in der Kunst unterwiesen und machte auch, unterstützt durch ein sehr glückliches Talent, in dessen Schule so rasche Fortschritte, dass schon seine ersten größeren Arbeiten allgemeine Bewunderung erregten und dem jungen Manne eine glänzende Zukunft weissagten. Sein erstes Bild war eine Geißelung Christi, welche nachher von Lodovico übergangen und vollendet wurde. Darauf malte er für Santa Maria Maggiore zu Bologna eine Altartafel, mit dem Leichnam der h. Jungfrau, von Heiligen verehrt; dann im Oratorium von S. Rocco, woselbst Geschichten aus dem Leben des h. Rochus, al fresco, dargestellt werden sollten, im Wetteifer mit ändern Malern die Szene der Verkündigung seines Todes durch einen Engel; endlich einige andere Fresken im Palazzo Calderini. Diese Erfolge machten ihn so übermütig, dass er die Gelegenheit eines ihm von Lodovico vorenthaltenen Bildes des unterdessen in Rom verstorbenen Antonio Caracci, das dieser Francescos Vater hinterlassen hatte, ergriff, um seinen Lehrer und Wohltäter zu verleumden und ihn als Künstler herabzusetzen. Er erklärte, dass Lodovico weder zu komponieren verstehe, noch zu zeichnen wisse, dass nach dem Tode von Agostino und Annibale die Schule der Caracci einzig und allein in ihm noch fortbestehe, und machte diese Behauptung sogar durch öffentlichen Anschlag bekannt. Er fand jedoch nicht nur keinen Glauben, sondern machte sich durch seine gehässigen Verfolgungen so verhasst, dass er sich nicht länger in Bologna aufhalten konnte und dem Ruf seines Bruders Giovanbatista nach Rom folgte, um die „wahre Schule der Caracci", wie er seine Schule nannte, dorthin zu verpflanzen. Er wurde daselbst auch sehr zuvorkommend aufgenommen und seine Werke fanden in der Zeichnung alle Anerkennung, als er dieselben aber malen wollte, zeigte sich seine Kunst im Kolorit und in der Harmonie der Tinten allzu mangelhaft. Er verlor daher von "vielen seiner Beschützer, die ihn so wohlwollend aufgenommen hatten, einen nach dem Ändern. Statt sich aber durch dieses Unglück zu erneutem Fleiß und Studium anregen zu lassen, um Versäumtes nachzuholen und das Fehlende zu ergänzen, ergab er sich von dieser Zeit an einem zügellosen Leben und starb, 27 Jahre alt, im Hospital San Spirito im Jahr 1622.  

Francesco soll auch in Kupfer radiert haben und Bartsch in seinem „Peintre graveur" schreibt ihm ein Blatt: die h. Jungfrau mit dem Kinde zu. Dasselbe ist geistreich radiert, aber sehr selten. Es ist links mit den Buchstaben: A. C. J., rechts mit den Initialien: F. C. S. bezeichnet.  


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Seite zuletzt aktualisiert: 24.02.2005 
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